tag-der-offenen-kloester-besucher-in-einer-klosterzelle-1Einblicke, wie ein Mönch wohnt, gewannen Martin Hofmann (v. l.), Ingrid Klöckner, Ottmar Bartel, Fritz Hasskamp und Horst Schramm. Kloster Schweiklberg hatte für die Besucher ein unbewohntes Zimmer geöffnet. − Fotos: Maier/ScholzVilshofen/Neustift.

Erstmals fand am Samstag in rund 350 deutschen Klöstern ein "Tag der offenen Klöster" statt. Organisiert hatte ihn die Arbeitsgemeinschaft Berufungspastoral der Orden in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Berufungspastoral der Deutschen Bischofskonferenz. Die Aktion hatte das Ziel, der Bevölkerung einen Einblick zu geben, wie das klösterliche Leben heute aussieht. Auch im Verbreitungsgebiet des Vilshofener Anzeigers hatten zwei Klöster ihre Tore geöffnet: In das seit Anfang der 1920-er Jahre bewohnte, heute 43 Schwestern starke Kloster Neustift waren 37 Besucher gekommen. Die Führungen in Schweiklberg, wo 32 Mönche und zwei Nonnen leben, lockten rund 250 Menschen an. Dort mit dabei war die Heimatzeitung.

Der Start

Schweiklberg. Ein besonderer, auf 368 Höhenmeter gelegener Ort. Die zwei Türme der dortigen Abteikirche prägen das Vilshofener Ortsbild. Edith Schramm (63) sieht sie seit drei Jahren fast jeden Tag. Seither wohnt sie mit ihrem Mann Horst in der Nähe des Klosters. Das Ehepaar steht an der Klosterpforte und wird gleich mit etwa 15 anderen Führungsteilnehmern mit Führer Abt Rhabanus das Kloster besichtigen.

Die Mönchszellen

Ein Schreibtisch mit veraltetem Telefon und Kofferradio, ein Bett, ein Schrank und ein Sessel. Nebenan Dusche und WC. So sieht jedes Zimmer der 32 Schweiklberger Mönche aus. Komfort oder gar Luxus: Fehlanzeige. Ganz im Sinne der Benediktiner, die 1904 mit Pater Cölestin Maier in das Kloster einzogen.

Die Bibliothek

Bruder Ulrich verwaltet das geistige Zentrum des Klosters: Die Bibliothek. 145 000 Bücher befinden sich laut Klosterleitung hier – von historischen Schriften aus dem 16. Jahrhundert bis hin zu Kochbüchern – ordentlich gelagert in Vitrinen und in Schränken, die bis an die vier Meter hohe Decke ragen.

Das Büro des Abts

Voll mit Büchern ist auch das Arbeitszimmer von Abt Rhabanus. Seit 2007 gibt er im Kloster den Ton an. Das ist wörtlich zu nehmen. 2011 wurde der musikalische Abt zum "Pater Pop", wie eine Zeitung titelte. Nämlich, als er mit zwei weiteren Geistlichen eine CD aufnahm, mit der er es bis ins ZDF schaffte. Ein eingerahmtes Foto des Trios auf dem Schreibtisch erinnert an die Zeit.
Interessiert verfolgten die Gäste im Kloster Neustift die Ausführungen der Ordensschwestern, die am Tag der offenen Tür auch Räume öffneten, die normalerweise nur der Klostergemeinschaft vorenthalten sind.

Interessiert verfolgten die Gäste im Kloster Neustift die Ausführungen der Ordensschwestern, die am Tag der offenen Tür auch Räume öffneten, die normalerweise nur der Klostergemeinschaft vorenthalten sind.

Dort sitzt Abt Rhabanus manchmal bis spätabends. Um Bücher zu studieren, Predigten vorzubereiten, Arbeitspläne zu erstellen oder mit anderen Geistlichen zu telefonieren. Im Sommer beobachtet er durch sein weißes Holzfenster die Feuerwerke bei "Donau in Flammen" oder beim Volksfest. "Hier tobt das Leben", sagt Abt Rhabanus und lacht. Er ist das Gegenbild zum kauzigen, traurig wirkenden Mönch, der ins Kloster ging, weil er in der Welt draußen nicht klar kam. Wenn Abt Rhabanus mit anderen Mönchen beisammensitzt, werde oft viel gelacht, erzählt er.

Die Abteikirche

Doch auch Sorgen gehören zum Mönchsalltag. Die 1911 fertig gestellte Abteikirche mit ihrer 87-Register-Orgel wird deutlich schlechter besucht als früher. Und auch für ein Leben im Kloster, das vor dem Zweiten Weltkrieg einmal rund 120 Glaubensbrüder zählte, entscheidet sich heute kaum jemand mehr. "Wir geben aber die Hoffnung nicht auf, wieder zu wachsen", erklärt Abt Rhabanus. Führungsteilnehmerin Edith Schramm nickt zustimmend. Ihr gefalle, wie nahbar und modern sich die Mönche präsentieren, sagt sie später.

Dtag-der-offenen-kloester-Besucher-im-geistbetrieb-2ie Schnapsbrennerei

Bruder Sebastian steht mit den Besuchern vor der Brennanlage, mit der die Mönche den berühmten Schweiklberger Klostergeist herstellen. Dreimal im Jahr brennen die Geistlichen ihren Geist und füllen ihn in 13 000 Fläschchen ab. Er wird in ganz Deutschland und sogar in der Schweiz verkauft. Das Getränk mit einem Alkoholgehalt von 77 Prozent gilt als Wundermittel gegen Krankheiten. Besucherin Eva Fischhold aus Walchsing schwört darauf, trinkt ihn bei Kopfschmerzen. Bruder Sebastians Eltern verabreichten ihn einmal einem schwerkranken Kalb – "und siehe da, das Tier wurde wieder gesund", erzählt der Mönch und muss lachen.

Knapp 40 000 Fläschchen Klostergeist brennen die Schweiklberger Mönche jedes Jahr. Das erklärte Bruder Sebastian (v. l.) beim "Tag des offenen Klosters" Besuchern wie Eva Fischhold und Siegfried Grünner.

Die Außenanlagen

Das Kloster Schweiklberg funktioniert wie ein Bienenstaat. Jeder Mönch hat seine Aufgabe, der er pflichtbewusst – oft seit Jahrzehnten – nachgeht. Bestes Beispiel: Bruder Raphael (67). Seit Anfang der 1960er-Jahre pflanzt, gießt, düngt oder erntet er in der klostereigenen Gärtnerei. Kaum ein Tag vergeht, an dem er sich nicht in dem 12 000 Quadratmeter großen Gewächshaus aufhält und sich um "seine" Pflanzen wie Salat, Gurken, Tomaten, Paprika oder Auberginen kümmert. Sie seien wie Kinder, nach denen man ständig schauen muss, sagt Bruder Raphael.

Die Mönche verkaufen ihre Erzeugnisse im Klosterladen – oder verzehren sie selbst. Das Kloster, eine Art Stadt für sich. Eine eigene Realschule gibt es hier. Das Kloster produziert mit einem Wasserkraftwerk an der Vils, einem Biomasse-Heizwerk und Photovoltaik-Anlagen Strom für den Eigenbedarf und speist ihn ins Netz ein. Desweiteren werden Holzprodukte und Kerzen hergestellt sowie 80 Hektar Wald bewirtschaftet.

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