1 monstranz DSC 0134Liebe Schwestern und Brüder!

Das heutige Evangelium hat uns in den Abendmahlssaal geführt und uns vor Augen geführt, wie Jesus mit seinen Jüngern am Abend vor seinem Leiden und Sterben Mahl gehalten hat. Und in eben dieses Mahl hat er die Deutung seines ganzen Lebens hineingelegt: Nämlich seine Hingabe für uns. ER selbst ist es, der sich hingibt, er selbst ist das Opfer, er selbst ist es, der sich ganz und gar hingibt für uns. Haben in anderen Religionen und auch im Alten Bund Menschen Gott immer wieder Opfer dargebracht. In Jesus Christus ändert sich die Richtung: Er gibt sich selber hin für uns Menschen mit seiner ganzen Person, mit Leib und Leben. Und das fasst er in die Worte: Nehmt, das ist mein Leib für euch; das ist mein Blut, das für euch vergossen wird... Jesus tut alles, was er tun kann, er klopft mit seiner Hingabe, die Ausdruck seiner Liebe ist, an unsere Herzen, damit wir wach werden, damit wir verstehen. Seine Lebenshingabe will uns Menschen die Augen öffnen, wie sehr er uns, wie sehr Gott uns liebt. Er und der Vater unternehmen gleichsam alle Anstrengung, uns an sich zu ziehen.

Einen tiefen Ausdruck hat diese Glaubensüberzeugung im Brauch der Fronleichnamsprozession gefunden. Als Katholiken gehen wir heute auf die Strassen unserer Dörfer und Städte. Und damit bringen wir eines zum Ausdruck: Wir glauben an diese Liebe Gottes und wir glauben daran, dass Gott mit uns auf dem Weg ist, dass er unsere Nähe sucht. Wir tragen Gottes Liebe in alle Winkel unserer Lebenswelt hinaus und bekennen: „Sein wandernd Volk will leiten, der Herr in dieser Zeit.“

Es genügt jedoch nicht, dass wir mit der Monstranz durch die Strassen ziehen. Die besondere Herausforderung des Fronleichnamsfestes besteht darin, dass wir die Liebe Gottes zu uns Menschen annehmen, sie im Herzen tragen und in unserer Lebensgestaltung zum Ausdruck bringen.

Wie Jesus in seinem Leben und durch seinen Tod der Liebe Gottes Ausdruck verliehen hat, so sollen auch wir die Liebe Gottes sichtbar und spürbar machen. An unserem Leben soll man sehen können, dass mit Jesus ein neues Zeitalter angebrochen ist.

Gewiss, wir spüren immer wieder unsere Schwachheit, wir spüren, wie weit wir davon noch entfernt sind und wie sehr wir uns tagein tagaus anstrengen müssen. Manchmal möchten wir Gott vielleicht mit Opfergaben und besonderen Gebeten besänftigen oder gnädig stimmen, anstatt Jesus auf dem Weg radikaler Liebe und Hingabe nachzufolgen. Darin aber liegt die große Herausforderung, die an uns Christen ergeht.

Wenn wir aber das, was Jesus gelebt und getan hat, was er durch sein Testament beim Abschiedsmahl uns hinterlassen hat, ernst nehmen, dann gibt es kein zurück. Sein Beispiel ist uns Auftrag und darum gilt: die Liebe und Zuwendung Gottes zu uns Menschen bis in die letzten Winkel unsere Welt zu tragen. Und wenn wir schwach werden auf diesem Weg, wenn die Liebeskraft versagt und wir schuldig werden, dann gilt es umzukehren, gilt es neu anzufangen und im Blick auf den Herrn zu rufen: Erbarme dich meiner.

Dass aber Gottes Liebe in unsere Welt getragen werde und die Menschen den gnädigen und barmherzigen Gott kennenlernen können, dazu stärke uns die Feier des heutigen Festtages, dazu stärke uns der Empfang der heiligen Eucharistie, damit auch durch uns und durch alle Gebrechen die wir haben mögen, das Licht der Liebe Gottes leuchte. Amen.

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