Missionsnachrichten

Missionsnachrichten geschrieben vom Schweiklberger Missionsprokurator P. Stephan Raster OSB

Liebe Mitbrüder, Freunde und Wohltäter!

Die Rechte der Frauen in Tanzania sind ein eigenes Kapitel für sich. „Frauen halten in Tanzania Kirche und Gesellschaft am Leben“, schrieb zwar eine Daresalaamer Zeitung, aber im Alltagsleben sind Männer diejenigen, die die Entscheidungen treffen. Die Frauen können zwar ihre Meinung äußern, aber das ist es auch schon. Wenn Männer Frauen helfen, was gelegentlich vorkommen kann, dann beginnt sofort das Gerede: „Du hast doch sie geheiratet, nicht sie dich“. Vor einigen Jahren wurde in Tanzania der Frauentag eingeführt. Das ist eine große Hilfe, weil er die Möglichkeit bietet, über Probleme und den Anteil der Frauen in der Gesellschaft zu sprechen. Da geht es um die Bereiche wie Schulbildung oder Benachteiligung bei Erbschaften. Allmählich erkennen die Menschen auch die Wichtigkeit der Schulbildung für Mädchen. Das Mindestalter für Eheschließungen liegt bei 18 Jahren. Es sind die Väter, die darüber entscheiden. Die Mütter haben nur selten darauf Einfluss. Teenager-Schwangerschaften sind häufig. Oft sind die jungen Frauen aber auch Opfer von Vergewaltigungen oder falschen Versprechungen. Häusliche Gewalt ist ein großes Problem. Es gibt zwar Gesetze, die es verbieten, aber in den meisten Fällen schämen sich die Frauen, ihre Rechte einzufordern.
„Was gibt es Neues in Kuba?“, so wird immer wieder gefragt. Keine Neugründung unserer Kongregation hat in der letzten Zeit ein vergleichbares Interesse geweckt. Die Antwort auf diese Frage fällt nicht leicht. Da gibt es zum einen den inneren Aufbau der Gemeinschaft. Der geht voran, nicht rasant aber beständig. Der erste Kubaner hat im Frühjahr dieses Jahres die Gelübde abgelegt, andere wollen ihm folgen. Auch der äußere Aufbau geht gemächlich voran. Für die Baugenehmigung des kleinen Klosters, das gebaut werden soll, müssen Stellungnahmen von sieben Ministerien eingeholt werden. Da gibt es immer wieder Überraschungen – etwa wenn plötzlich erklärt wird, dass das ganze Grundstück Überschwemmungsland ist, wo überhaupt nicht gebaut werden kann. Nach monatelangen Recherchen erweist sich das als hinfällig, aber es hätte die Neugründung gefährden können. Die Verhandlungen für einen neuen Traktor hatten sich über zwei Jahre lang hingezogen. Die Eröffnung der amerikanischen Botschaft in Havanna hat bis jetzt auf das Alltagsleben wenig Einfluss, dagegen hat in der letzten Zeit die Zahl der Touristen und die neuer Hotels erheblich zugenommen. Als Papst Franziskus im September nach Kuba kam, versuchte er, den Jugendlichen des Landes in seinen Predigten Hoffnung und Zuversicht zu geben. Vielleicht ist auch die Anwesenheit von Benediktinern so ein kleines Zeichen der Hoffnung auf die Zukunft des Landes.
Nach längerer Durstzeit erhielt ich wieder einen Brief von P. Edgar Friedmann aus den Philippinen, worin er seinen Nachfolger P. Patrick Mariano ausführlich vorstellte. So gehörte dieser zur ersten Gruppe von jungen Philippinos, die die Gründer des St. Benedict Klosters im Jahre 1986 aufnehmen konnten. Br, Emmanuel Maxilom und P. Patrick sind die einzigen Überlebenden der damals acht Novizen. Der neue Prior war das jüngste Kind einer großen Reisbauernfamilie in der Nähe von Digos. Er studierte zunächst am Ateneo de Davao, der Jesuitenschule, arbeitete dann acht Jahre lang als Laienmissionar mit den amerikanischen Maryknoll Fathers zusammen und machte sogar einen Versuch, bei den kanadischen Herz-Jesu Missionaren einzutreten, bis er schließlich zu der Neugründung der Missionsbenediktiner von St. Ottilien in Digos stieß. Nach seiner Priesterweihe im Mai 1993 betätigte sich P. Patrick vor allem als Exerzitienmeister, bis er schließlich neben dem Amt des Subpriors auch noch das des Novizenmeisters zu übernehmen hatte. So war P. Patrick bei seiner Wahl zum Prior des Klosters sehr wohl auf sein neues Amt vorbereitet. Nach dessen Wahl konnte sich der Alt-Prior P. Edgar endlich seinen langgehegten Wunsch erfüllen und zu den Mitbrüdern nach Südafrika fliegen. Nach der Rückkehr nach Digos wurde er ins klostereigene Studienhaus nach Davao versetzt, wo er sich der fünf studierenden Mitbrüder annehmen und im nahegelegenen Priesterseminar Vorlesungen halten soll. Drei Novizen legten am 13. Mai ihre ersten Gelübde ab. Kurze Zeit später zogen wieder zwei junge Männer ins Noviziat ein. Nach seiner Wahl ernannte P. Patrick P. Raphael zum neuen Novizenmeister. Ein anderer Neuzugang ist Br. Pedro Ampo, der von den Silvestrinern in die Gemeinschaft der Benediktiner übertreten wollte. Er steht nun im zweiten Jahr seiner Probezeit und wird demnächst die Ewige Profess ablegen. In diesem Zusammenhang darf auch noch die Rückkehr von P. Gregor erwähnt werden. Zwei Projekte konnten in den letzten Monaten ausgeführt werden: Am16. April wurde der neue Viehstall bezogen und im Sommer der Parkplatz vor der Kirche vergrößert, da sich in den letzten Jahren die Zahl der Gottesdienstteilnehmer wesentlich vergrößert hat. Br. Charles Bravante war der ausführende Baumeister.
„Als ich Sommer 2015 unser Kloster in Tororo/Uganda besuchte, traf ich überall junge, fleißige Menschen. Es herrschte eine emsige Atmosphäre, wie ich sie selten in Afrika angetroffen habe“, so beschreibt Br. Dr. Ansgar Stüfe, der Kongregationsprokurator, die Situation der Jugendlichen in Tororo. 326 Schülerinnen und Schüler absolvieren dort eine Handwerkerausbildung mit einem Abschluss, der von der Regierung anerkannt wird. Ausgebildet wird in den Bereichen Landwirtschaft, Automechanik, Elektrohandwerk, Schreinerei, Spenglerei, Schmiede, Schneiderei und Friseurhandwerk. In all diesen Berufen werden auch die Computer-Grundkenntnisse vermittelt. Die Berufsaussichten sind hervorragend. Nach schlimmen Jahren mit Krieg und Aids befindet sich Uganda in Aufschwung. Überall werden Fachkräfte gesucht, vor allem gute Handwerker. Plätze an Berufsschulen und Ausbildungsplätzen sind knapp, und da der Auszubildende die Kosten selbst tragen muss, für viele einfach unbezahlbar. Die Missionsbenediktiner bieten nun diese Plätze zu einem bezahlbaren Preis an. Dies ist nur möglich, da Spenden aus Deutschland den Unterhalt und die notwendigen Modernisierungen der Einrichtungen, Gebäude und Maschinen gewährleisten. Damit noch mehr Jugendliche aufgenommen werden können, müssen die Werkstätten laufend modernisiert und erweitert werden. So kostet z.B. eine Schulbank 70 €, ein Tisch 120 €, ein Computer mit dem notwendigen Zubehör 500 €. Besonders notwendig wäre eine neue Drehbank für die mechanischen Werkstätten, da die alte deutsche Maschine, die ich selber bei meinem Besuch dort gesehen habe, schon über 50 Jahre alt ist und ein präzises Arbeiten nicht mehr ermöglicht. Sie würde mit den erforderlichen Zubehörteilen auf rund 25.000,00 € kommen. Es wäre wohl das schönste Weihnachtsgeschenk für die Tororoer Ausbildungsstätte, wenn unsere Förderer und Mitglieder wenigstens für den größten Teil der Summe aufkommen könnten. Ihre Spenden mit dem Vermerk: "Tororo" können sie jeder Zeit bei der Hypovereinsbank Vilshofen einzahlen:

IBAN DE64 74020074 000 7202156 BIC: HYVEDEMM445

Im Voraus schon ein aufrichtiges Vergelts Gott.

Ein anderer Schwerenöter, der immer in Geldnöten steckt, ist P. Damian Milliken von Mazinde Juu. Wegen des großen Zulaufs von Mädchen an seine Mädchen High School in den Usambara Bergen muss er unbedingt einen zweiten Physik- und Biologiesaal mit der entsprechenden Einrichtung bauen, darüber hinaus benötigt er ein Lehrerhaus und ein Gästehaus (Die Schule liegt in den Bergen, mehr oder weniger im Busch, weit und breit kein größerer Ort). Wer ihm helfen möchte, tut wirklich etwas Gutes, denn P. Damian versucht seit Jahrzehnten gegen den Trend der Gesellschaft nicht nur den Buben, sondern auch den Mädchen die entsprechende Schulausbildung, die ein Studium an einer Universität ermöglicht, zu gewährleisten.
Gottes Segen, einen gesegneten Advent und schon heute ein frohes Weihnachtsfest wünscht Ihnen von ganzem Herzen
Ihr dankbarer P. Stephan Raster OSB, Missionsprokurator

 

Liebe Mitbrüder, Freunde und Wohltäter!

Nach fast 14-jähriger Amtszeit ist Abt Dionys Lindenmaier in Ndanda am 1. Juni im Alter von 75 Jahren zurückgetreten. Zu seinem Nachfolger wählten die 55 Mönche mit ewiger Profess P. Plazidus Mtunggua. Er wurde am 23. September vom Erzbischof von Songea zum 5. Abt von Ndanda geweiht. Die europäischen Mitbrüder machen noch gut ein Drittel aus. Die meisten leitenden Stellen haben aber schon afrikanische Mitbrüder inne. Der neue Abt war Novizenmeister und arbeitete zuletzt in einer Pfarrei in der Hafenstadt von Mtwara (120 000 EW). Er stammt aus Sakarani im bergigen Nordosten des Landes, wo er 1963 zur Welt kam. Dort unterhält die Abtei Ndanda eine Pfarrei. P. Thomas Estermann (+2012) hat den kleinen Petro zum Ordens- und Priestertum animiert. Die Ewige Profess legte P. Plazidus 1996 ab. Am 14. Juli 2001 empfing er die Priesterweihe. Auf den neuen Abt wartet nun ein vielfältiges Arbeitsfeld: ein Kloster mit 77 Mitgliedern, Seelsorge in 10 Pfarreien, ein großes Krankenhaus, Handwerker- und Mittelschule, die große Druckerei von Br. Markus Forster, schließlich eine Neugründung in Mosambik usw.
Vom religiösen Leben an Ostern, wie es sich in Ndanda zeigt, vermittelte Abt Dionys in einem Brief ein anschauliches Bild. „Die Osternacht begannen wir, so schreibt er, um 19.30 Uhr mit der Feuerweihe. Dann zogen wir mit der Osterkerze ein. In der Kirche war es dunkel bis zu dritten Ruf: „Licht Christi“. Nun wurden alle Kerzen der Gläubigen angezündet. Der Chor sang das Exultet, mit Zwischenversen von allen gesungen. Das passte gut als Vorbereitung zur Taufe von drei erwachsenen Frauen, zwei Jugendlichen und sieben Kindern. Als besonderes Zeichen der Taufe tauchte ich den Kopf jedes Täuflings dreimal ein in das große Taufbecken der Kirche. Die ganze Gemeinde nahm herzlichen Anteil und jubelte den Neugetauften zu“.
Vom Alltag schreibt P. Philipp Eisenlohr: „Bis Mai hatten wir sehr viel Regen. Der Garten war überschwemmt, so dass der Gärtner endlich wieder einmal viel anpflanzen konnte. Ob die Pflanzen allerdings durchkommen, hängt vom zukünftigen Wetter ab. Im Tal, wo die Brücke über den Lukuledi gebaut wird, ist noch alles überschwemmt. Die Straße von uns ins Tal ist zwar gut ausgebaut, sauber, mit einer schönen Kurve. Da aber die vielen Motorräder und Lastwagen viel zu schnell fahren, können sie in der Kurve, die nicht ohne weiteres eingesehen werden kann, nicht mehr rechtzeitig bremsen und landen alle im Wasser, wo sie tagelang liegen bleiben mit all den Waren, die sie transportieren“.
In Südkorea schrieb die englisch-sprachige Zeitung „The Korean Times“ Ende August in großen Lettern: Nordkorea erklärt dem Süden den Krieg! Die Situation hat sich aber in der Zwischenzeit wieder beruhigt. Nach längeren Verhandlungen zwischen den beiden verfeindeten Staaten wurde beschlossen, dass Norkorea den „Quasi-Kriegszustand“ aufheben und Südkorea die Lautsprecherpropaganda beenden werde. Vor allem hat sich Nordkorea für eine Landminenexplosion entschuldigt, bei der zwei südkoreanische Soldaten verletzt wurden. Der 11. Juli ist jedes Jahr für die Abtei Waegwan ein Fest des Wiedersehens, denn an diesem Tag kommen alle Mitbrüder, die in kleineren oder größeren Klöstern über das ganze Land zerstreut sind, nach Waegwan zum gemeinsamen Beten, Beraten und Feiern. Diesmal konnten die Brüder Placidus Cho und Benedikt Kim ihr goldenes Professjubiläum begehen. Es war ein feierlicher Augenblick, als die beiden Brüder ihre Ordensgelübde, die sie vor 50 Jahren abgelegt hatten, erneuerten. Br. Plazidus entwirft und verfertigt seit 30 Jahren Kirchenfenster aus Buntglas. Es gibt kaum eine größere Kirche in Südkorea, die nicht von ihm künstlerisch gestaltet worden wären. Br. Benedikt dagegen, der schon älter war, als er ins Kloster eintrat, ist zwar nicht mehr so gesund, aber er trägt sein Kreuz mit großer Geduld. Er gleicht immer mehr einem „lebenden Buddha“. Die Erzdiözese Seoul hat im Juli einen weiteren Weihbischof bekommen. Benedikt Son bereitete sich vom 23. – 30. Juli im Kloster Waegwan auf die Bischofsweihe vor. Beim Abschied sagte er, er habe während dieser stillen Tage viel Mut und Kraft schöpfen können für das, was auf ihn zukommen werde. Möge Gottes Gnade mit ihm sein. Br. Bonaventura Schuster schreibt: „Mein Leben geht dahin wie ein Schatten und ich weiß nicht, wie viel Zeit mir noch geschenkt ist. Ich muss also startbereit sein. Ich freue mich, dass nach einem Jahr vieler Schmerzen mein großer Zeh im Fatima-Klinikum in Taegu endlich durch eine Operation geheilt werden konnte. Nun stehe ich meinem Freund „Mr. Parkinson“ wieder zur Verfügung. Die Hl. Theresia hat einmal geschrieben: „Lieber Gott, lehre mich schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden. Sie nehmen zu, und die Lust sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr“ und „wenn du lieber Gott mit deinen Freunden so umgehst, dann brauchst du dich nicht beschweren, wenn du nur wenige hast!“
Im August hatte Br. Julian Glienke von der Abtei Münsterschwarzach die Möglichkeit, einen Monat lang in unserem kleinen Benediktinerkloster Osonore zu verbringen. Er beschreibt die Situation in Kasachstan so: „Das Land ist ein sich rasant entwickelndes postsowjetisches Lands, siebenmal so groß wie Deutschland. Der Westteil gehört noch zu Europa, während der Osten an China grenzt. Die Mehrheit der Bevölkerung sind Kasachen, überwiegend muslimischen Glaubens. Es leben dort aber auch Russen, Koreaner, Polen, Ukrainer, Deutsche, die zum großen Teil in der Zeit des Stalinismus hierher verschleppt wurden, nachdem die Kasachen selber millionenfach der sowjetischen Zwangskollektivierung zum Opfer gefallen waren. Unter diesen Bedingungen wurden dennoch die verschiedenen Glaubenstraditionen weitergegeben und tauchten nach dem Ende der Sowjetunion aus dem Untergrund wieder auf. Das Erbe des Kommunismus ist trotz vieler neugebauter Kirchen nicht zu übersehen. Denn die Mehrheit der Bevölkerung ist ohne religiöse Prägung aufgewachsen; kulturelle Wurzeln und Traditionen sind verloren gegangen. In dieser Umgebung haben nun unsere Schweizer Mitbrüder ein kleines Benediktinerkloster in Osornoe aufgebaut. Osornore ist allerdings auch ein besonderer Ort: Die Bevölkerung ist polnisch-stämmig, überwiegend katholisch, und seit dem „Fischwunder“ im Zweiten Weltkrieg wird Maria hier besonders verehrt, als Patronin Kasachstans. Ende August begann in Osornoe die Visitation von Erzbischof Tomasch Peta, der dort selber Pfarrer war und viele Gläubige seit dem noch persönlich kennt. Vor allem in den umliegenden Dörfern, die zur Pfarrei gehören, wurde deutlich, was Kasachtan mitunter heißt: „Pontifikalamt“ mit vielleicht 15 Gläubigen im kleinen Gottesdienstraum in einem ehemaligen Wohnhaus – ein sehr überschaubarer Rahmen; und selbst der ist in seinem Fortbestand unsicher, weil zum einen Teil immer mehr Menschen auf der Suche nach Arbeit die Steppendörfer verlassen und in die Großstadt ziehen und zum anderen die Weitergabe des Glaubens auch dort nicht mehr selbstverständlich ist. Angesichts der anhaltenden Abwanderung hängt der Fortbestand der Kirche heute davon ab, ob sie sich als offen für alle Nationalitäten, die im Lande leben, erweist und es versteht, in einer für moderne Menschen verständlicher Art von der Anziehungskraft des Glaubens zu sprechen. Vermutlich ist der Ort, an dem sich das entscheidet, aber doch eher die Stadt als das Dorf mit seinen festgefügten sozialen Strukturen. Auf jeden Fall ist unser kleines Benediktinerkloster in Osornore im postsowjetischen Raum, zu dem Kasachstan ja gehört, sicher eine interessante und wichtige Herausforderung. Die Botschaft Christi zu verkünden und Orte benediktinischen Lebens als geistige Mittelpunkte zu schaffen, ist eine Aufgabe, der wir uns stellen sollten.“

Gottes Segen und Gesundheit wünscht Ihnen von ganzem Herzen
Ihr Schweiklberger Missionsprokurator P. Stephan Raster OSB

1 pater stefan DSC 0158Liebe Mitbrüder, Freunde und Wohltäter!

Das Gesundheitswesen in Tanzania ist ein eigenes Kapitel für sich. Einer unserer Heimaturlauber aus Peramiho hat es zwar in höchsten Tönen gelobt, aber ohne Medikamente geht es halt auch dort nicht. Als Br. Dr. Ansgar Stüfe das letzte Mal durch die Apotheke des Peramihoer Krankenhauses ging, war er angenehm überrascht wie gut bestückt die Regale waren. Alle notwendigen Medikamente waren vorrätig und auch Spezialmittel gegen hohen Blutdruck, Malaria, Infektionen und AIDS waren reichlich vorhanden. Weniger angenehm überrascht war er dagegen über die hohen Rechnungen dieser Medikamente. Was war der Grund dafür? In Tanzania gibt es eine staatliche Apotheke, bei der auch dem Hospital von Peramiho ein Kontingent kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Da diese staatliche Stelle riesige Mengen auf dem Weltmarkt erwerben kann, sind die Preise natürlich sehr niedrig. Das dazu nötige Kapital kam von der Regierung. Doch im Frühjahr dieses Jahres war plötzlich kein Geld mehr da, so dass alle Krankenhäuser Tanzanias ihren gesamten Apothekenbedarf auf dem freien Markt kaufen mussten. Die hohe Nachfrage hat die Preise zusätzlich in die Höhe getrieben. So kam es zu diesen hohen Rechnungen.

Wo war das Geld geblieben? Dieses Jahr finden in Tanzania Wahlen statt. Da die Weltbank und andere Geberländer wegen der großen Korruption die Hilfsgelder drastisch zurückgeschraubt haben, konnte die Regierung die Wahlkosten nicht mehr finanzieren. Stattdessen griff sie in die Gesundheitskasse, um die nötigen Gelder für den Wahlkampf aufzubringen. Trotz allem braucht man eine gute Beziehung zur Regierung, da sie seit einem Jahr den größten Teil der Gehälter bezahlt. So wurde nach langem Zögern in Songea, der Distrikthauptstadt mit 120 000 Einwohnern, endlich ein Treffen mit den dortigen Gesundheitsbehörden anberaumt. Von Seiten des Hospitals Peramiho nahmen der Chefarzt, der Geschäftsleiter und Br. Ansgar, von der Regierung der Direktor des Gesundheitswesens des Disricts von Songea, die Bezirksärztin und ein Sekretär teil. Plötzlich ging während der Gespräche die Tür zum Verhandlungsraum auf. Ein großer Mann mit Cowboy-Hut begrüßte die Anwesenden mit Donnererstimme. Als erstes machte er sich über den Direktor lustig, weil dieser so weit weg von den Teilnehmern an einem großen Schreibtisch saß. Doch der fand das gar nicht lustig und seine Miene wurde immer säuerlicher. Dann wandte er sich der Versicherungssystems in den Dörfern. Die Laune der Ärztin wurde dadurch auch nicht besser. Zum Schluss wandte er sich Br. Ansgar zu, der nicht die geringste Ahnung hatte, wer dieser Mann war. Als dieser ihm auf Kisuahili antwortete, überschüttete er ihn mit Lob, was die Stimmung bei den anderen auch nicht gerade hob. Schließlich verließ er so plötzlich wie er gekommen war den Versammlungsraum. Erst dann erfuhr Br. Ansgar, dass es sich um den neuen Distriktsgouverneur gehandelt hatte. Nach dessen Abgang schnauften alle Teilnehmer einmal so richtig durch und es kam doch noch zu einem guten Gespräch.

Das sind die Rahmenbedingungen, unter denen das Hospital Peramiho arbeiten muss. Der große Vorteil jedoch ist dessen internationale Vernetzung und die Unabhängigkeit. Das Hospital von Peramiho kann die Hilfsgelder eben direkt zum Ort bringen, wo sie gebraucht werden, und vor allem die Kranken behandeln, die es am meisten nötig haben.

P. Damian Milliken ist ein großer Bauherr. Als er vor vielen Jahren beim Bau eines Schulgebäudes das dritte Stockwerk in Form eines kleinen Beobachtungsturms für den Astronomieunterricht aufsetzen wollte, beschwerte sich der Vorarbeiter und sagte, er könne diese Arbeit nicht verrichten. Zugegebenermaßen war das Gerüst schon etwas wackelig, aber nicht außergewöhnlich wackelig. P. Damian machte es ihm sogar vor, wie er auf dem Gerüst zu arbeiten hatte. „Ja“, sagte daraufhin der Vorarbeiter, „Du bist ein Priester und Gott passt bestimmt auf dich besonders auf. Aber schau mich an, ich bin zwar katholisch, aber schon über ein Jahr lang nicht mehr zur Beichte gewesen. Ich kann so ein Risiko nicht auf mich nehmen!“ Also wurde ein anderer Arbeiter beauftragt, die Putzarbeiten auszuführen, der am Samstag zuvor zur Beichte gewesen war. Sie wurden ohne Schwierigkeiten erledigt.

Vor 54 Jahren wurde Tanzania unabhängig. Es gab viel Hoffnung und Verlangen nach einem besseren Leben damals. Das Land hatte inzwischen vier friedliche Wahlen mit Präsidenten, die jeweils zwei aufeinanderfolgende Perioden von 5 Jahren im Amt waren. Die in der Verfassung vorgesehene maximale Amtszeit wurde nie in Frage gestellt. Tanzania war in seiner Geschichte immer ein Zufluchtsort für Flüchtlinge aus den Nachbarländern. Es gab den Bürgerkrieg in Mosambik und Malawi. Im Kongo brennt es noch immer, in Ruanda haben 800 000 Männer, Frauen und Kinder ihre Leben verloren. In Burundi gibt es erneut Unruhen, weil der bisherige Präsident beabsichtigt, seine Amtszeit um weitere fünf Jahre zu verlängern, entgegen der Verfassung des Landes.

Wenn die Schülerinnen nach Mazinde Juu kommen, erinnert sie P. Damian immer wieder daran, dass das Motto der Schule sei, glücklich zu werden und glücklich zu sein. Das ist ein wenig leicht dahingesagt, aber es soll wie eine Kriegstrompete sein, wenn man in so vielen Ländern alles daransetzt, Glück und Sicherheit aufs Spiel zu setzen.

Jeden Abend geht P. Damian durch alle Klassenzimmer und schaut, ob die Mädchen schon ihre Hausaufgaben gemacht hätten. Haben die Mädchen eine Ahnung, dass der Pater kommt, sind sie besonders leise und tun so, als ob sie fleißig lernen würden. Geht es dagegen im Klassenzimmer laut zu, erinnert er sie mit ernster Stimme daran, dass die erste Regel in der Schule heißt: Der Pater hat immer recht, und Regel Nummer zwei: Wenn der Pater Unrecht hat, gehe zur Regel Nummer eins! Doch wie bei allen Kindern auf der Welt gibt es auch hier immer wieder Überraschungen. Als P. Damian vor einiger Zeit das Klassenzimmer der Erstklässerinnen besuchte, setzte er sich zufällig auf einen Korb neben dem Tisch des Lehrers und beobachtete die Kinder, ob sie auch fleißig lernten. Plötzlich kam ein Mädchen zu ihm und sagte: „Ich brauche meine Bücher!“ Er antwortete: „Die Studierzeit hat doch schon vor 10 Minuten begonnen, wo hast du denn deine Bücher?“ Sie sagte beinahe dem Weinen nahe: „Ich kann sie nicht herausholen, weil du auf dem Korb sitzt!“ Am gleichen Abend besuchte P. Damian auch das Klassenzimmer der dritten Klasse. Ruhig ging er von Tisch zu Tisch. Da bemerkte er, dass ein Mädchen einen kleinen Teddybär auf ihr Pult hingestellt hatte. Leise sagte er zu ihr: „Schau dir diesen kleinen Bären an, er hat keine Krallen und keine Zähne, warum gefällt er dir denn so stark?“ Da schaute das Mädchen zu ihm auf und sagte selig: „Weil er doch so süß lächelt!“ Da hatte selbst der Schulleiter ausnahmsweise einmal keinen Kommentar mehr.

Am 07. Juni 2015 wurde im Kloster Waegwan am Eingang zur Krypta eine in Stein gemeißelte Statue der Muttergottes eingeweiht. Es ist ein Geschenk der Oblaten. Dadurch bekam die ganze Klosteranlage einen mütterlichen Akzent. Zum ersten Mal nach seiner Abtswahl besuchte Abt Blasius seine Heimat, die Insel Ullunggdo. Sie ist 270 km vom Festland entfernt und hat rund 10 000 Einwohner, von denen etwa 1000 katholisch sind. Es war ein frohes Wiedersehen. Br. Bonaventura hat jahrelang Schmerzen am großen Zeh gehabt. Er hat die verschiedensten Ärzte in Korea und in der Heimat besucht. Die meisten meinten, er bilde sich das nur ein. Schließlich konnte er es nicht mehr aushalten. Erst jetzt begleitete ihn der Krankenbruder ins Fatimakrankenhaus nach Taegu, wo der Zeh untersucht und wenige Tage später operiert wurde. Die Operation scheint gut gelungen zu sein. Er hat keine Schmerzen mehr. Noch ist der Fuß geschwollen, weil ein Nagel zur Verstärkung eingesetzt wurde. Deshalb wohnt er jetzt in der Krankenabteilung, während er tagsüber im Büro arbeitet.

Frohe Sommerwochen und Gottes Segen wünscht Ihnen von ganzem Herzen

Ihr P. Stephan Raster OSB, Missionsprokurator (Bild oben)

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