Predigten

Liebe Schwestern und Brüder,
wer ein Haus baut, der muss darauf achten, dass dieses Haus ein gutes Fundament hat. Ansonsten besteht die Gefahr, dass dieses Haus sehr schnell brüchig wird, dass es an Stabilität verliert und nicht mehr bewohnt werden kann. Ein Haus ohne gutes Fundament, bietet auf Dauer keinen Schutz.
Ähnlich ist es in unseren Beziehungen. Damit ich mich einem Menschen anvertrauen kann, damit ich auf ihn bauen und damit unsere Beziehung ein gutes Fundament hat, muss ich ihn kennen, müssen wir uns gegenseitig vertraut gemacht haben. Ein oberflächliches Kennen oder gar eine Kumpanei, die sich zwischen Tür und Angel ergeben hat - sie bietet nicht die Basis, auf der eine feste und ernsthafte Freundschaft gedeihen kann, auf der eine menschlich tiefe und reife Verbundenheit wachsen kann.
Und so ist es auch mit unserer Beziehung zu Jesus Christus. Der heilige Paulus sagt im Brief an die Philipper: „Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden. Sein Tod soll mich prägen. So hoffe ich, auch zur Auferstehung von den Toten zu gelangen.“
Christus erkennen – darum geht es dem heiligen Paulus. Immer tiefer zu erfassen, wer dieser Jesus von Nazareth ist. Für wen halten wir ihn? Für wen hältst Du ihn? Am vergangen Sonntag hat Jesus diese Frage seinen Jüngern gestellt: „Für wen aber haltet ihr mich?“ Die Antwort, liebe Schwestern und Brüder, die Antwort kann uns niemand abnehmen. Die Antwort müssen wir geben – jede und jeder für sich. Und von dieser Antwort hängt alles weitere ab. Diese Antwort ist wesentlich für unser Leben als Christen, für unsere Beziehung zu Jesus Christus. Darum: Was antworten wir? Oder richtiger gesagt: Was antwortest Du? War Jesus Christus lediglich ein guter Mensch? War er ein Sozialreformer, der den Reichen auf die Füße getreten hat? War er ein Revoluzzer, der die Priesterkaste und religiösen Führer seiner Zeit viele Nerven kostete? Er hat ja Werte wie z.B. die Heiligung des Sabbats nicht beachtet und immer wieder das Gegenteil getan. Also: Was antwortest du? Für wen hältst du mich?
Liebe Schwestern und Brüder, die Antwort ist fundamental, sie ist unser Fundament und ich wünsche uns allen, dass wir sagen können: Herr Jesus Christus, du bist der Sohn Gottes, du bist mein Herr, mein Heiland, auf dich vertraue ich, in deine Hände lege ich mein Leben. Du bist meine Hoffnung, meine Zuversicht – über alles Sichtbare hinaus. Dir gehöre ich.
Ansonsten wird es schwer, die Hand an den Pflug zu legen und dran zu bleiben, wovon heute im Evangelium die Rede war. Die innige Verbundenheit mit Christus ist es, die uns immer wieder zum Leben verhilft, die unserem Leben Sinn gibt, ein gutes Fundament, die uns auch dann trägt, wenn uns Schweres auf den Schultern lastet, wenn es loszulassen gilt oder ganz andere Wege gegangen werden müssen, Wege, die wir uns nicht selber ausgesucht haben.
Im Evangelium heute ist immer wieder vom Abschied die Rede gewesen. Da will einer noch Abschied nehmen und den verstorbenen Vater begraben. Der andere will sich von seiner Familie verabschieden und dann Jesus nachfolgen. Und Jesus selbst – er ist auf dem Weg nach Jerusalem, er ist auf dem Weg, der in den Tod führen wird. Er ist auf dem Weg, auf dem er sich mehr und mehr in die Hand des Vaters begibt und seinen Willen mit dem des Vaters verbindet. „Nicht mein, sondern Dein Wille geschehe.“ Und so endet sein Weg am Kreuz. - Zunächst! Aber vergessen wir das Fundament nicht, auf dem Jesus steht und geht. Ein Fundament, das stark ist und das ihn trägt. Lukas beschreibt es bei der Taufe im Jordan mit den Worten: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“ Die Stimme aus dem Himmel macht Jesus deutlich: Ich habe dich lieb. Und diese Liebe begleitet ihn – gerade auch in schweren Stunden. Diese Liebe begleitet ihn – auch und gerade bis ans Kreuz, begleitet ihn durch die Nacht des Todes und ruft ihn ins Leben. Dieses Fundament trägt Jesus.
Und dieses Fundament soll auch uns tragen, wenn wir die Hand an den Pflug legen und es soll uns ermutigen, nach vorne zu schauen und zu hoffen und zu vertrauen, dass der Herr mit uns geht.
Wenn wir aber zurückblicken und traurig sind, weil wir vieles aus der Vergangenheit loslassen müssen, dass wir uns von dem, was einmal war, verabschieden müssen, wenn wir zurückblicken und vielleicht sogar die Vergangenheit glorifizieren, dann sehe ich zwei Gefahren:
A. Wir ziehen keine geraden Furchen. Wir verlieren die Spur und alles wird krumm. Wer die Hand an den Pflug legt, der muss nach vorne schauen.
B. Wenn wir zurückschauen kann es uns passieren, dass wir die Türen und Fenster, die Gott uns öffnet, überhaupt nicht mehr sehen und wahrnehmen.
Darum ist es so wichtig, dass wir nach vorne blicken. Das schließt nicht aus, für das Vergangene dankbar zu sein. Aber es ist doch so, dass wir jetzt gefordert sind, im hier und heute. Hineinzuwirken in unsere Welt, ihr ein menschenfreundliches, christlich geprägtes Gesicht zu geben, das aus unserer Gottesbeziehung heraus Gestalt annimmt. Und dass wir uns anrühren lassen von der Wirklichkeit: von der Brüchigkeit unseres Europa. Von den vielfachen Nöten in unserer Welt: den politischen Spannungen, von Krieg und Terror. Und nicht auch von der Frage, wie es mit unserer Kirche weitergehen wird, die vor großen Herausforderungen steht. Wir haben auf viele Fragen keine Antwort. Aber eines können wir: im Auf und Ab des Lebens Gott zu vertrauen! Jetzt, in dieser Stunde, uns beschenken lassen mit dem Wort und dem Sakrament, damit wir nicht resignieren, sondern Zeugnis geben.
Und gerade deshalb, liebe Schwestern und Brüder, lasst uns die Hand an den Pflug legen, lasst uns jeden Tag von neuem versuchen, unser Leben als Christen zu gestalten und unser Augenmerk immer wieder auf den Auferstandenen Christus richten. Von ihm kommt alle Zuversicht und Kraft. Darum gilt: Legen wir die Hand an den Pflug, bauen wir mit an Gottes Reich – und das mit einem Lächeln auf den Lippen.   Amen.

Liebe Schwestern und Brüder,
„Wenn dich ein Hungernder fragt: Wo ist Gott? – Dann gib ihm Brot und sage: Hier!“ Es war Mahatma Gandhi, der dieses Wort geprägt hat und der in seinem Heimatland Indien immer wieder die konkrete Not vor Augen hatte. Eine Not, die weltweit betrachtet, nicht zum Ende gekommen ist. Denn noch immer gibt es Menschen, die hungern und die darben, denen das Nötigste fehlt, um den Alltag zu überstehen. Und es sind nicht wenige Menschen, denen der Hunger ins Gesicht geschrieben ist, denen der Hunger aus den Augen schaut. Ist es nicht gerade darum eine himmelschreiende Sünde, dass in Europa und in vielen anderen Regionen dieser Erde Nahrungsmittel tonnenweise weggeworfen werden?
Das Brot, das wir in der heiligen Messe verwenden, das wir konsekriert heute in der Monstranz hinaustragen und uns davor niederknien – es ist geradezu ein Appell, und der lautet: Mensch halte ein! Mensch bedenke: Brot ist keine Selbstverständlichkeit! Ausreichend Nahrung zu haben, ist auf dieser Erde nicht allen gewährt. Sei dankbar, wenn du Speise hast zum Leben.
Vom heiligen Basilius dem Großen, Bischof und Kirchenlehrer - er lebte von 330 – 379 – von ihm ist uns das Wort überliefert, und er spricht es mitten hinein in die Überflussgesellschaft, in der wir leben und er sagt: „Das Brot, das ihr verderben lasst, ist das Brot der Hungernden.“
Der heutige Tag, liebe Schwestern und Brüder, kann in uns das Bewusstsein schärfen, ehrfürchtig mit der Nahrung umzugehen und auch an jene zu denken, denen es nicht gut geht auf dieser Welt, die nicht vor einem vollen Kühlschrank stehen und fragen: Was könnte ich denn heute einmal essen und welche Brotsorte nehme ich zur Grundlage?
Jesus weiß um diese Realität des Hungers, er weiß um die Not der Menschen und er dreht sich nicht um oder verschließt die Augen vor dieser Wirklichkeit. Im Gegenteil – er lässt sich anrühren von dem Bedürfnis der Menschen nach Nahrung. Er ist empfindsam und hat ein feines Gespür für die Tatsache, dass Menschen Hunger haben und Nahrung brauchen. Das ist im Evangelium spürbar geworden. Die Jünger wollen die Menschen wegschicken. Aber wie Gott die Menschen in der Wüste gespeist hat, so wird auch der Sohn Gottes Nahrung geben. Wer bei ihm ist, der soll nicht leer ausgehen. Und darum bricht er das Brot und erinnert uns an den Abendmahlsaal. Und er gibt zu essen, er gibt Nahrung – ja er selbst ist die Speise.
Und auch wir dürfen in dieser Feier das heilige Brot empfangen, in dem er sich selber schenkt und sich mit uns vereinigt und uns zu verstehen gibt: Du, Mensch, du bist mir mehr als wichtig. Du bist mir lieb und teuer. Darum ist der Empfang des Leibes Christi nicht nur Nahrung für den Leib. Der Herr selbst nährt auch den Hunger unserer Seelen, diesen Hunger, der über das rein Sichtbare hinausgeht und nach Ewigkeit verlangt, nach Leben in Fülle, das kein Ende kennt.
Komponisten und Dichter haben diese Herzenssehnsucht in Melodien und Worte gefasst. Und auch in unserem Gesangbuch gibt es Zeugnisse davon. Da heißt es in einer ersten Strophe:
„O heilige Seelenspeise auf dieser Pilgerreise, o Manna Himmelsbrot! Wollst unsern Hunger stillen, mit Gnaden uns erfüllen, uns retten vor dem ew’gen Tod.
Und die vierte Strophe ist von der Bitte und der Hoffnung durchdrungen, wenn es heißt:
„O Herr, was wir hier schauen in Glauben und Vertrauen, das zeige uns im Licht, und lass es einst geschehen, dass ewig wir dich sehen von Angesicht zu Angesicht. Amen.
Fronleichnam – das Fest des Brotes, der Nahrung; das Fest, das uns gemahnt, die Hungernden im Blick zu haben und achtsam mit der Nahrung umzugehen.
Fronleichnam – das Fest des Herrenleibes, der uns stärkt und unseren Seelenhunger stillt. Das Fest, das in uns die Hoffnung beflügelt: Mensch, du bist auf deinem Weg von Gott begleitet, so dass wir aus ganzem Herzen beten können: Herr, auf dich vertraue ich, in deine Hände lege ich mein Leben. Amen.

Liebe Jubilare, liebe Schwestern und Brüder im Glauben!
Geteilte Freude, ist doppelte Freude! Das gilt besonders am heutigen Tag, an dem wir unsere Mitbrüder ehren, die in diesem Jahr ein Jubiläum feiern.
Schauen wir kurz auf unsere Jubilare: Da ist unser Senior, Br. Bonifaz, der heute auf 65 Professjahre zurückblicken kann. Br. Raphael und Br. Alfred feiern ihr Goldenes Professjubiläum, Br. Leo schaut auf 40 Professjahre und Br. Franziskus auf 25 Jahre Profess. Mit den Professjubiläen feiern wir auch die Priesterjubiläen: P. Matthias und P. Richard – beide feiern sie heute ihr Goldenes Priesterjubiläum.
Liebe Mitbrüder, die ihr heute jubiliert – wir freuen uns mit euch und es tut uns allen gut, dieses Fest mit euch zu feiern. Feste geben unserem Leben einen besonderen Glanz und sie erfrischen uns an Leib und Seele. Sie geben uns aber auch die Möglichkeit, euch zu danken und mit euch zu danken.
Und das ist gewiss in dieser Stunde angesagt. Mit euch, liebe Mitbrüder, danken wir Gott für eure Berufung als Mönche, als Priester. Irgendwann hat es in eurem Leben die entscheidende Stunde gegeben, da muss sich in euren Herzen etwas gerührt haben, da klopfte Gott sozusagen an und ihr habt „Ja“ gesagt: Ja, ich will Mönch werden, Ja ich will Priester werden, Ja, ich will Missionar werden.
Es wäre noch einmal interessant zu fragen, wie ihr zu eurem Ja gekommen seid, was euch letztlich bewogen hat, den Schritt ins Kloster zu tun.
Eines jedoch ist sicher: Ihr seid nach eurem Ja-Wort geblieben und ihr durftet in diesen Jahren gewiss viel Gutes erfahren und erleben. Anderes wiederum musstet ihr vielleicht auch aushalten und manchmal durchhalten. Auch ihr habt wohl hin und wieder gerungen und vielleicht auch das eine oder andere Mal gefragt: Gott, wo bist du? Gott, wie soll ich das alles bewältigen können, was auf mich zukommt? Schaffe ich es, dir die Treue zu halten?
Das ist doch unser Leben! Ob im Kloster oder nicht: Wir werden herausgefordert, im Alltag werden wir geläutert und geprüft.
Und ich frage mich: Ist das nicht auch die Wirklichkeit, in die die Apostel gestellt waren? Haben das nicht auch die Heiligen in ihrem Leben zu spüren bekommen? Auch sie waren in das Auf und Ab des Lebens gestellt. Geradeso wie wir. Und in dieses Leben, das uns gegeben ist, in dieses Leben, das so vielfältig und herausfordernd ist, da hinein spricht das heutige Evangelium: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“ Wer glaubt, dem ist das ewige Leben verheißen! Das ist etwas Großes. Darin steckt Kraft, darin steckt Ermutigung, darin steckt Hoffnung. Wer um diese Verheißung weiß, der kann zum Zeugen werden! Der muss es weitersagen: Unser Gott ist ein Gott des Lebens, ein Gott der Fülle, ein Gott, der Zukunft verheißt, wo nach menschlichem Ermessen alles vorbei ist. Auch wir, du und ich – auch wir sind Zeugen dieser Verheißung. - Gerade in unserer Zeit! Gerade in unserem Land! Auch in unserer Kirche, in der es kriselt. Die in den letzten Jahren an Glaubwürdigkeit verloren hat. In der viele Menschen sich nicht mehr verstanden und vor den Kopf gestoßen fühlen. Nicht wenige haben den Rückzug angetreten und nicht wenige haben der Kirche gänzlich den Rücken gekehrt.
Liebe Schwestern und Brüder, die nüchterne Bilanz der Gegenwart ist gewiss erschreckend und für manchen hat sie lähmende Wirkung.
Aber gerade in dieser Situation ruft uns die Heilige Schrift zu, nicht zu verzagen, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, weil einer die Finger im Spiel hat, dem wir uns anvertraut sind: in der Taufe, in der Profess, in der Priesterweihe: Jesus Christus, der Garant des Lebens, den uns der Vater gesandt hat. Für ihn legen wir Zeugnis ab.
Aber dieses Zeugnis – das äußert sich nicht in wohlfeilen Worten. Es äußert sich vor allem in unserem Leben als Getaufte, als von Gottes Geist erfüllten Menschen. Der hl. Paulus fasst es in die Worte: „Führt ein Leben, das des Rufes würdig ist, der an euch erging.“
Und das zeigt sich in der Art und Weise, wie wir unser Leben gestalten, wie wir agieren und reagieren. Darum legt uns Paulus eines nahe, demütig zu sein. Seid friedfertig, habt miteinander Geduld. Ja, er fordert sogar, dass wir uns in Liebe ertragen. Damit verdeutlicht er: Das Leben als Christ ist und bleibt Herausforderung, es bietet Reibungsfläche und es knetet uns durch. In diesen Situationen sollen wir uns bemühen, die Einheit des Geistes zu wahren und den Frieden sicher zu stellen. Denn ohne Frieden kann kein Leben wirklich gedeihen, kann Hoffnung nicht richtig wachsen.
Und darum kommen wir zum Wesentlichen, kommen zu dem, von dem alle Befähigung zum Guten kommt – zu Gott, unserem Schöpfer, der über allem und durch alles und in allem ist.
Wenn wir ihn im Blick haben, wenn wir mit ihm immer wieder „Auge in Auge“ sind, dann leben wir aus der Quelle des Heiligen Gottes. Und dann kann auch von uns Segen ausgehen und dann dürfen auch wir erfahren: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“
Liebe Jubilare, ihr habt in all den Jahren eueres Lebens als Mönche, als Priester, Gott, dem Herrn, zu dienen versucht. Ihr seid bei ihm und ihr seid bei uns ge-blieben und habt so Zeugnis abgelegt. Dafür danken wir euch und wünschen euch noch erfüllte Jahre im Dienst des Herrn. Durch euer Leben ermutigt ihr uns, dass auch wir unseren Weg mit Gott gehen, dass auch wir nicht müde werden, Zeugnis abzulegen.
Wenn wir die Nähe Gottes suchen, wenn wir immer wieder aus der göttlichen Quelle schöpfen und trinken, dann lebt in uns die Zuversicht, dass Gott mit uns auf dem Weg ist und dass er uns ewiges Leben schenkt. Dieser Glaube lässt uns nicht verzweifeln, sondern hoffnungsvoll singen und beten: Die Freude an Gott, Halleluja, ist unsere Kraft, Halleluja. Amen.

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