Liebe Mitbrüder, Freunde und Wohltäter!

Br. Dr. Ansgar Stüfe berichtet in einem seiner letzten Rundbriefe von einer alten Frau, die am Ufer des Nyassasees lebte. Wie gewöhnlich wusch sie ihre Wäsche am Ufer im Wasser des Sees. Plötzlich tauchte ein Krokodil auf und packte sie an beiden Armen. Geistesgegenwärtig steckte sie das Wäschestück, das sie gerade in der Hand hatte, in das Maul des Tieres. Da ließ das Tier wieder von ihr ab. Krokodile haben Zähne nur zum Halten der Beute. Sie ziehen das Opfer ins Wasser, bis es ertrinkt. Dann verzehren sie es allmählich. Dazu kam es bei der Frau glücklicherweise nicht. Aber der eine Biss führte zu einer Zertrümmerung der Unterarmknochen auf beiden Seiten und zu schweren Hautverletzungen. Sie wurde sofort in das Hospital Peramiho eingeliefert. Nach Abnahme des Gipses konnte sie wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Eine Infektion konnte Gott sei Dank vermieden werden.


Knochenbrüche sind in Tanzania an der Tagesordnung. Während in den europäischen Ländern die Verkehrsunfälle immer mehr zurückgehen, nehmen sie in den afrikanischen Ländern zu. Besonders die Motorradfahrer sorgen für Arbeit. Im letzten Jahr mussten mehr als 1000 Patienten mit diversen Knochenbrüchen behandelt werden. Oft sind Operationen mit Metalleinlagen notwendig, die immer noch in Deutschland bestellt werden müssen.
Eine große Änderung gab es in der Röntgenabteilung. Das alte Siemensgerät war nach 25 Jahren Gebrauch nicht mehr zu reparieren. Mit Hilfe von Wohltätern konnte ein neues Gerät gekauft werden. Völlig neu ist, dass die Aufnahmen sofort im Computer gespeichert werden, so dass der Arzt die Bilder später genauer  beurteilen kann.


Eine Änderung gab es in der Leitung des Krankenhauses. Der Chefarzt Dr. Lemmy ging mit 60 Jahren in Pension. Sein Nachfolger wurde Dr. Mushi. Dr. Lemmy hat mit Br. Ansgar in Peramiho angefangen. Ohne ihn wäre das Hospital nicht, was es heute ist. Unzählige Patienten verdanken ihm das Leben.


Am 21. März 2013 wurden in Inkamana/Südafrika die Jubilare des Jahres 2013 gefeiert. Tatsächlich konnten nur zwei der Mitbrüder dieses Jahr ein Jubiläum feiern: P. Peter Blue, der am 6. Juli den 25. Jahrestag seiner Aussendung ins Zululand begehen kann und P. Hermenegild Meier, der am 23. September auf 50 Jahre seiner Profess zurückblicken wird.


Die Inkamana High School sorgte im April für Schlagzeilen, als man das Musical „Ipi Ntombi“ (d.h. „Wo ist mein Mädchen?“) zur Aufführung brachte. Es ist die Geschichte eines jungen Mannes aus ländlicher Gegend, der sein Dorf verlässt, um nach Egoli, der Stadt des Goldes (Johannesburg) zu gehen. Er will dort in den Minen Geld verdienen und das Stadtleben genießen. Bald aber kehrt er wieder in seine alte Heimat zurück, sehnsüchtig erwartet von seiner Braut und den Leuten im Dorf. Musik  und Text stammen von Bertha Egnos und ihrer Tochter. Das Musical wurde 1974 in Johannesburg uraufgeführt und war sofort ein Schlager. Die Schule konnte Andy Chabeli für die Choreographie des Singspiels gewinnen. Er war Hauptsänger und – schauspieler in der ursprünglichen Besetzung, die in Europa und Amerika auftrat. Fast 3000 Menschen kamen zu den 12 Aufführungen.


Am 7. April stand die Abtei Inkamana erneut im Zentrum der Aufmerksamkeit, als Thabisile Mgali, eine nahe Verwandte des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma, einen Katholiken aus Vryheid heiratete. Die Hochzeitsmesse fand in der Abteikirche statt, da die Kirche von St. Thomas Morus in Vryheid für die 500 Gäste zu klein war. Obwohl der Gottesdienst erst um 15.30 Uhr begann, erschien die Sicherheitspolizei bereits um 8.00 Uhr morgens, um die Ankunft des Staatspräsidenten vorzubereiten. Als er dann kurz vor Beginn der Hochzeitszeremonie erschien, benutzte er nicht den Haupteingang, sondern kam streng bewacht durch den Seiteneingang in die Kirche. Am Ende der Hochzeitsmesse, die ungefähr 2 Stunden dauerte, ging er zum Ambo und sprach zu dem frisch vermählten Paar und den Hochzeitsgästen etwa eine halbe Stunde lang in Zulu von den Freuden und Leiden des Ehelebens, wobei er betonte: „Das Leben ist voller Überraschungen!“. Schließlich muss er es wissen, da er  ein paar Frauen hat.


P. Damian Milliken erinnert sich in seinem Rundbrief an ein Gespräch, das er vor vielen Jahren mit einer Ordensschwester hatte, die über 50 Jahre in der afrikanischen Mission wirkte. Sie saßen gerade gemütlich beisammen, so schreibt er, als die Unterhaltung mit der Schwester  durch das Schreien und Lärmen der Kinder unterbrochen wurde, die nach Schulschluss entlang der staubigen Straße nach Hause rannten. Plötzlich sagte die Schwester lächelnd: „Ich wünschte, meine Arme wären länger!“ Auf den etwas erstaunten Blick P. Damians hin, erklärte sie: „Könnte ich sie doch alle auf  meinen Arm nehmen, damit sie merken, wie gerne ich sie habe!“ Im Gegensatz zur Schwester möchte P. Damian lieber Flügel haben, um die 620 Mädchen vor den „Fallstricken des Schicksals“ zu schützen, die im Laufe des Lebens auf sie warten.


Mitte Februar dieses Jahres wurden vom Bildungsministerium die Ergebnisse der zentralen Abschlussprüfungen der Mittelschulen im Lande bekannt gegeben. In mehr als 4000 Schulen mit über 500 000 Kindern fielen 60% durch. Es war eine Katastrophe. Unter den 20 besten der 4000 registrierten Mittelschulen waren 18 katholische Schulen, die Schule in Mazinde Ju rangierte landesweit auf Platz 8. Alle Schülerinnen dürfen eine High School besuchen. Ein wunderbares Ergebnis.


Es gibt ein chinesisches Sprichwort, das besagt: „Die beste Zeit, einen Baum zu  pflanzen, war vor 30 Jahren, aber wenn das nicht geschehen ist, dann ist die beste Zeit jetzt!“ Das derzeitige Bauprojekt ist ein zweistöckiges Gebäude für Schlafräume und Klassenzimmer. Es arbeiten mehr als 100 Männer und Frauen aus den umliegenden Dörfern an der Baustelle. Es soll ein Ort werden, wo kleine Schulkinder von 11/12 Jahren  bis zu jungen Frauen von 18 oder 19 Jahren ausgebildet werden, die reif genug sind, die Hochschulen des Landes zu besuchen und das zukünftige Tanzania zu gestalten.


Jeder Arbeiter in Mazinde Juu ist ortsansässig. Als Schreiner und Maurer machen sie die gleichen Arbeiten, die ihre Eltern vor 25 oder 30 Jahren getan haben. Viele der Arbeiter lassen ihre Gehälter direkt an die Schule auszahlen, um die Schulgebühren ihrer Töchter für das kommende Schuljahr zu bezahlen.


Im Jahr 1989 hat P. Damian in Mazinde Juu mit einigen Ordensschwestern angefangen. Heute besuchen über 600 Schülerinnen aus dem ganzen Land die Schule, die zu den 10 besten in Tanzania gehört. Der Grundsatz von damals lautet immer noch, die ortsansässigen Mädchen zu fördern. In der Tat ist die heutige Schuldirektorin eine der  ersten Schülerinnen von 1989. Sie machte vor fünf Jahren ihren Abschluss am Nazareth College in Rochester/USA. Sie hat in der Zwischenzeit die  Schule zu einer der besten im ganzen Land gemacht. Möge der Herrgott auch weiterhin ihre Bildungsarbeit reich belohnen.


Am 7. Mai wurde in Waegwan P. Blasius zum Nachfolger von Abt Simon Rhee gewählt, der aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten war. Abt Simon hat sich 12 Jahre lang für die Gemeinschaft von Waegwan und ihren vielen Aufgaben in hervorragender Weise verdient gemacht, vor allem hat er das vom Feuer zerstörte Kloster und die Klosterkirche wieder aufgebaut. Die Abtei ist ihm zu großem Dank verpflichtet. Die Abtsweihe fand am 20. Juni, statt. In Vertretung des Schweiklberger Abtes nahm der Schreiber dieser Zeilen teil.


Gottes Segen, Gesundheit und alles erdenklich Gute wünscht Ihnen auch weiterhin
Ihr Schweiklberger Missionsprokurator P. Stephan Raster OSB

 

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