98 abt rhabanus bei der predigt CSC 0074Liebe Schwestern und Brüder,

Licht und Schatten – beides gehört zu unserm Leben. Genauso wie Freude und Leid sich oft die Hand reichen. Das haben wir wohl alle schon einmal erfahren. Das Freudige und Schöne in unserem Leben. Situationen, die wie Sternstunden waren und die wir gerne festhalten hätten; Stunden, in denen wir sagten: So soll es bleiben. Und dann gibt es da auch die andere Seite: das Leid, die Not, das Elend und die Verlassenheit. Unser Leben kennt beides: Licht und Schatten, manchmal dunkle Nacht und Finsternis.

Auch heute Abend wird uns das bewusst und die Heilige Schrift hat uns eben diese Spannung spüren lassen.

Erinnern wir uns der Worte aus dem ersten Korintherbrief. Da führt uns Paulus vor Augen, was Jesus am Abend vor seinem Leiden im Abendmahlsaal getan hat. Versuchen wir uns in dieses Ereignis hinzuversetzen: Jesus nimmt das Brot in seine Hand, er bricht es reicht es seinen Jüngern. Nehmt, sagt er, esst, das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis. Und wie er dann den Kelch nimmt, ihn seinen Jüngern reicht, damit sie daraus trinken und wie er spricht: Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.

Mit diesen Worten führt uns Paulus in ein heiliges Geschehen ein. Jesus schenkt sich in den Gaben von Brot und Wein und er entfacht damit ein Licht der Hoffnung und der Zuversicht, wenn er sagt: „Sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“

Liebe Schwestern und Brüder, halten wir hier einmal inne. Was wir heute Abend miteinander feiern, ist eine große Zusage des Herrn an uns: Ihr Glaubenden, ihr Frauen und Männer, ihr seid nicht allein. Ich bin bei euch: Wenn ihr das Brot brecht und esst und wenn ihr den Kelch trinkt.

Und wenn ihr das tut, dann bricht der Himmel in euer Leben ein, dann strahlt - göttliches Licht in euer Leben und will euch in so mancher Nacht eures Lebens trösten und ermutigen, will euch aufrichten und Weggeleit geben – durch so manche Finsternis hindurch.

Es heißt ja sehr deutlich: Mein Leib für euch! Jesus hat uns zum Ziel. Es geht um unser Heil, es geht um unser Leben, es geht um dich und um mich.

Letztlich geht es Jesus um eines: Um Hingabe! Hingabe für uns! Hingabe bis zum Letzten, das machen Brot und Wein schon deutlich. Körner müssen gemahlen werden, damit Brot daraus werden kann. Und Trauben müssen gepresst werden, damit Wein daraus werden kann.

Brot und Wein, sie stehen für das Leben Jesu, sie stehen für seine Hingabe an uns und sie verdeutlichen uns gerade am Vorabend seines Leidens, was wir ihm bedeuten, wie sehr er uns an sein Herz ziehen will.

Wenn wir darum Eucharistie feiern und gerade heute Abend auch der Einset-zung des Sakramentes der Priesterweihe gedenken, dann immer im Bewusstsein, dass priesterlicher Dienst ein Dienst für die Menschen ist, zur Verherrlichung Gottes.

Das verdeutlicht uns Jesus in der Fußwaschung. Er bückt sich, er macht sich klein und übernimmt einen Sklavendienst. ER, der Meister, ist sich dazu nicht zu schade. Nein, gewiss nicht. Er fordert vielmehr alle Jünger und damit auch uns auf, ihn nachzuahmen.

Ein weiteres Aufleuchten göttlichen Lichtes in unserer Welt: Der Dienst am Menschen wird sichtbar und erfahrbar. Und selbst in die niedrigste Arbeit geht Gott ein und gibt dieser Arbeit Würde und Ansehen.

Liebe Schwestern und Brüder, im Abendmahlereignis strahlt uns das göttliche Geheimnis auf. Gott ist gegenwärtig, Gott ist da und er setzt Zeichen. Er will bei uns Menschen sein.

Da gibt es aber auch die andere Seite. Denn eines ist klar: Verrat liegt in der Luft. Judas hat den Geldbeutel schon in der Hand. Und was in so vielen Ge-mälden des Abendmahles angedeutet ist, das vollendet sich in der Nacht, im Dunkeln, in der Finsternis: Verraten und verkauft mit einem Kuss.

Aber nicht nur das: Zuvor spürt Jesus seine ganze Verlassenheit, spürt seine Angst und Not. Vater, wenn es möglich ist... Ja, er ist aufgewühlt, denn er weiß was es bedeutet, wenn die Bestie im Menschen losgerissen ist. Da gibt es kein Halten mehr, da gibt es nur noch blinde Wut, Blutgier und Entwürdigung. Vater, wenn es möglich ist... - Aber Jesus geht seinen Weg - hinein die Nacht – dein Wille geschehe.

Wo sind wir in diesen Szenen? Wo stehst Du? Wo findest Du Dich an diesem Abend, in dieser Nacht mit deinem Leben wieder? Im göttlichen Geheinmis des heiligen Mahles? Bei der Fußwaschung? Im Verrat des Judas? In der Einsamkeit des Ölbergs? In der Bitte: Vater, wenn es möglich ist…?

Liebe Schwestern und Brüder, Licht und Schatten gehören auch zu unserem Leben. Und wir dürfen mit diesen Licht- und Schattenseiten hier sein und sie dem Herrn zeigen und wir dürfen bitten, um Heilung, um Kraft, damit wir nicht verzagen. Wir dürfen bitten für die Vielen, die zerrieben werden wie Getreide-körner in den Mühlsteinen der Ausbeutung, der Entwürdigung und des Krieges. Wir dürfen bitten für die, die keine Stimme mehr haben und zu denen sich niemand herunterbeugt, um ihnen die Füße zu waschen.

Abendmahl feiern, im Abendmahlsaal sein, Christus in den heiligen Zeichen empfangen - das ist nicht nur Gabe, das ist auch Aufgabe. Amen.

Zum Seitenanfang