Liebe Mitbrüder, Freunde und Wohltäter!

Gottesdienst am Ostersonntag in einer der Kirchen Daressalams. Plötzlich kommt Bewegung in die Gemeinde, denn völlig unerwartet taucht der Präsident Tansanias, John Pombo Magufuli, mit seiner Frau Janet auf. Am Ende entschuldigt er sich mit den Worten: „Tut mit leid, dass ich meinen Besuch nicht angekündigt habe, aber ich wollte als ganz normaler Christ an diesem Gottesdienst teilnehmen.
So ist er, der neue Präsident, nach Uwe Nissen immer für Überraschungen gut. Denn seit seinem Amtsantritt im Oktober 2015 hat er vieles im Land bewegt und das auf ungewöhnliche Weise. So begrenzte er umgehend die Privilegien der Abgeordneten, verbot überflüssige Flugreisen auf Staatskosten, wandelte den Nationalfeiertag am 9. Dezember mit all seinem gewohnten Pomp in einen nationalen Tag der Sauberkeit um und legte sogar selbst Hand an. Mit den eingesparten Geldern stiftete er 200 Krankenbetten für das Universitätskrankenhaus in Daressalaam. Auch für den Union Day am 26. April sagte er alle Feierlichkeiten ab.
Darüber hinaus entließ er über 150 Manager und leitende Angestellte in staatlichen Einrichtungen wegen Unfähigkeit oder des Verdachts auf Korruption und legte inzwischen das Höchstgehalt für die entsprechenden Posten auf etwa 7.500,00 Euro fest. Sein eigenes Einkommen gab er mit knapp 5.000,00 Euro an. Die im Wahlkampf versprochene Schulgeldbefreiung für Volks- und Höhere Schulen ist mittlerweile verwirklicht worden und an vielen Orten eine Verdoppelung der Schülerzahlen als Folge. Auch die Steuerbehörden hielt Magufuli an, die Steuern effektiver einzuziehen, was neue Rekordeinnahmen erbrachte.
All das packt er an, der neue Präsident, getreu seiner Zielvorgabe, den Menschen Tansanias ein besseres Leben zu ermöglichen. Er steht damit für viele in der Nachfolge des immer noch verehrten ersten Präsidenten, Julius Nyerere, der sich die Bekämpfung von Armut, Krankheit und Unwissenheit auf die Fahnen geschrieben hatte. Und manches aus vergangenen Zeiten klingt nun wieder an. So sollen Ländereien, die vergeben, aber nicht bebaut wurden, wieder vom Staat übernommen, private Firmen auf ihren Nutzen für das Land untersucht und einst aufgegebene einheimische Industrien wie zum Beispiel die Textilindustrie neu belebt werden. Es gibt viele Baustellen in Tansania, und John Pombe Magufuli scheint als ehemaliger Arbeitsminister für die Beseitigung von Missständen der richtige Mann zur richtigen Zeit zu sein. Nicht umsonst hat er sich als Kabinettsmitglied den Spitznamen „Bulldozer“ erworben. Die Menschen erwarten einiges von ihm. Doch genau da liegt das Problem. Denn bislang sind viele Veränderungen allein mit seiner Person verbunden. Auch wenn er einen tüchtigen Ministerpräsidenten auserwählt hat, so ist seine innerparteiliche Verankerung wohl begrenzt. Denn viele Privilegien, die ein Amtsträger innerhalb der Regierungspartei bzw. in der Regierung bislang genießen durfte, hat er gestrichen. Deshalb ist die Zustimmung für den neuen Präsidenten in der Bevölkerung bestimmt größer als in seiner eigenen Partei.
Und manche Kritiker haben auch die Sansibar-Wahl dieser Situation angelastet. Um seine eigenen Parteifreunde gegen ihn aufzubringen, soll sich der Präsident im Hinblick auf die vom Vorsitzenden der Wahlkommission annullierte Abstimmung in Sansibar zurückgehalten und eine Wiederholung zugelassen haben, Denn eigentlich verlief die Wahl in Sansibar nach Meinung von Beobachtern der EU und der Afrikanischen Union weitgehend frei und fair. Augenscheinlich hatte Seif Hamad von der Oppositionspartei CUF gewonnen, der auch umgehend seinen Sieg verkündete. Offiziell bekanntgeben darf ein Ergebnis aber nur der Vorsit-zende der Wahlkommission. Der aber annullierte die Wahl wegen verschiedener angeblicher Unregelmäßigkeiten, die er aber nie öffentlich benannte. Vielmehr bestand er auf einem erneuten Urnengang, der für den 20. März angesetzt worden war. Von den einst am 25. Oktober angetretenen zwölf Parteien boykottierten neun die Wiederholung, und zwar auf Initiative der CUF. So nimmt es nicht wunder, dass bei einer äußerst geringen Wahlbeteiligung die Regierungspartei CCM alle Mandate direkt gewinnen konnte und insgesamt 91,4% der Stimmen auf sich vereinigte. Keine gute Ausgangsposition für eine friedliche Entwicklung Sansibars.
Jetzt muss Maguguli der Tatsache ins Auge sehen, dass dem tansanischen Staat 472,8 Millionen Dollar aus einer staatlichen US-Hilfsorganisation zur Unterstützung von nachhaltigem Wirtschaftswachstum gestrichen werden - begründet mit ausdrücklichen Hinweis auf die fatale Sansibar-Wahl. Die Gelder waren für Projekte im Straßenbau, Schienenverkehr und der Elektrifizierung vorgesehen und sollten dazu beitragen, dass Tansania die Gruppe der ärmsten Länder der Welt in absehbarer Zeit verlassen hätte können.
Wieder einmal gab es schwere Überschwemmungen in Kenya. Am Schlimmsten erging es den Ärmsten der Armen in den Slums von Nairobii. Im Mathare Tal stürzte ein 10-stückiges Apartment zusammen und begrub 65 Menschen unter dem Schutt, wie P. Hildebrand Meienberg schreibt. 76 Menschen werden noch vermisst, 136 konnten gerettet werden. Nach vier Tagen fand man noch ein siebenmonatiges Mädchen in einer Wanne, unverletzt aber total dehydriert. Die Rettungsarbeiten gestalteten sich überaus schwierig, weil solche Hochhäuser viel zu nahe aneinander gebaut sind und sich die Überlebenden mit dem Gepäck, das sie noch retten konnten, kaum in den Gassen durchzwängen konnten.
Ein anderes trauriges Kapitel ist die permanente Abschlachtung von Elefanten und Nashörnern, wobei die Wilderer mit modernsten Waffen ausgestattet sind, oft besser, als die staatlichen Wildhüter. Nun wurden am 1. Mai 105 Tonnen Elfenbein im Wert von etwa 150 Millionen US Dollar, die von staatlichen Behörden konfisziert worden waren, auf einem öffentlichen Platz in der Hauptstadt verbrannt.
Ein weiteres Problem ist das politische. Im August nächsten Jahres finden wieder nationale Wahlen statt, und niemand weiß, was sich da wieder an bürgerkriegsähnlichen Gewalttaten ereignen könnte, nachdem damals beim Jahresübergang 2007/2008 1133 Menschen umgebracht wurden und 650 000 Leute ihre Heimat verlassen mussten. Eine Hauptschuld daran trug das Wahlgremium, das Emilio Kibaki noch in der Nacht als Präsidenten wieder gewählt erklärte, obwohl wahrscheinlich Raila Odinga, dessen Wähler am Viktoriasee leben und wo die Luo das Sagen haben bei sauberer Auszählung der Stimmen die Wahl gewonnen hätte.
Aber nicht alles ist schiefgelaufen. Im letzten Jahr sind in Kenya 840 000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden und sämtliche Kinder der Volksschule dürfen die Volksschule kostenlos besuchen, ein Versprechen freilich, das schon vor drei Jahren hätte erfüllt werden müssen, aber immerhin etwas.
Das wichtigste Ereignis des vergangenen Jahres war die Wahl von P. John Paul Mwaniki für drei Jahre zum Prior-Administrator der Abtei Inkamana. Der Abtei gehören heute 29 Patres und Brüder mit ewiger Profess und neun mit zeitlicher an. Von diesen stammen 13 aus Südafrika, 9 aus Deutschland, 8 aus Malawi, 5 aus Namibia und je einer aus den USA, Kenya und Indien. P. Viktor Chavangu, der seit 2011 die Pfarrei St. Thomas Morus in Vryheid versorgte, wurde zum Administrator der Kathedrale ernannt und zog ins Bischofshaus nach Eshowe. P. Raphael Chonde musste die Pfarrei in Bhekuzulu verlassen und wurde Pfarrer in Ndandla. Alle Schülerinnen und Schüler der Inkamana High School haben ihr Abitur wieder hervorragend abgeschlossen und als eine der wenigen Schulen in Südafrika die nötige Punktzahl erreicht, um an einer Universität zu studieren.
Unsere Heimaturlauber sind wieder in ihre Einsatzgebiete zurückgekehrt: P. Leo Eireiner nach Inkamana, P. Gregor Zeilinger nach El Rosal und Br. Markus Forster nach Ndanda. Im Herbst kommt P. Markus Dworschak aus Anlass des Generalkapitels für einige Wochen zur Erholung nach Schweiklberg.
Frohe Sommerwochen, Gesundheit und Gottes Segen wünscht Ihnen allen
Ihr P. Stephan Raster OSB, Missionsprokurator

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