Liebe Mitbrüder, Freunde und Wohltäter!

Nach fast 14-jähriger Amtszeit ist Abt Dionys Lindenmaier in Ndanda am 1. Juni im Alter von 75 Jahren zurückgetreten. Zu seinem Nachfolger wählten die 55 Mönche mit ewiger Profess P. Plazidus Mtunggua. Er wurde am 23. September vom Erzbischof von Songea zum 5. Abt von Ndanda geweiht. Die europäischen Mitbrüder machen noch gut ein Drittel aus. Die meisten leitenden Stellen haben aber schon afrikanische Mitbrüder inne. Der neue Abt war Novizenmeister und arbeitete zuletzt in einer Pfarrei in der Hafenstadt von Mtwara (120 000 EW). Er stammt aus Sakarani im bergigen Nordosten des Landes, wo er 1963 zur Welt kam. Dort unterhält die Abtei Ndanda eine Pfarrei. P. Thomas Estermann (+2012) hat den kleinen Petro zum Ordens- und Priestertum animiert. Die Ewige Profess legte P. Plazidus 1996 ab. Am 14. Juli 2001 empfing er die Priesterweihe. Auf den neuen Abt wartet nun ein vielfältiges Arbeitsfeld: ein Kloster mit 77 Mitgliedern, Seelsorge in 10 Pfarreien, ein großes Krankenhaus, Handwerker- und Mittelschule, die große Druckerei von Br. Markus Forster, schließlich eine Neugründung in Mosambik usw.
Vom religiösen Leben an Ostern, wie es sich in Ndanda zeigt, vermittelte Abt Dionys in einem Brief ein anschauliches Bild. „Die Osternacht begannen wir, so schreibt er, um 19.30 Uhr mit der Feuerweihe. Dann zogen wir mit der Osterkerze ein. In der Kirche war es dunkel bis zu dritten Ruf: „Licht Christi“. Nun wurden alle Kerzen der Gläubigen angezündet. Der Chor sang das Exultet, mit Zwischenversen von allen gesungen. Das passte gut als Vorbereitung zur Taufe von drei erwachsenen Frauen, zwei Jugendlichen und sieben Kindern. Als besonderes Zeichen der Taufe tauchte ich den Kopf jedes Täuflings dreimal ein in das große Taufbecken der Kirche. Die ganze Gemeinde nahm herzlichen Anteil und jubelte den Neugetauften zu“.
Vom Alltag schreibt P. Philipp Eisenlohr: „Bis Mai hatten wir sehr viel Regen. Der Garten war überschwemmt, so dass der Gärtner endlich wieder einmal viel anpflanzen konnte. Ob die Pflanzen allerdings durchkommen, hängt vom zukünftigen Wetter ab. Im Tal, wo die Brücke über den Lukuledi gebaut wird, ist noch alles überschwemmt. Die Straße von uns ins Tal ist zwar gut ausgebaut, sauber, mit einer schönen Kurve. Da aber die vielen Motorräder und Lastwagen viel zu schnell fahren, können sie in der Kurve, die nicht ohne weiteres eingesehen werden kann, nicht mehr rechtzeitig bremsen und landen alle im Wasser, wo sie tagelang liegen bleiben mit all den Waren, die sie transportieren“.
In Südkorea schrieb die englisch-sprachige Zeitung „The Korean Times“ Ende August in großen Lettern: Nordkorea erklärt dem Süden den Krieg! Die Situation hat sich aber in der Zwischenzeit wieder beruhigt. Nach längeren Verhandlungen zwischen den beiden verfeindeten Staaten wurde beschlossen, dass Norkorea den „Quasi-Kriegszustand“ aufheben und Südkorea die Lautsprecherpropaganda beenden werde. Vor allem hat sich Nordkorea für eine Landminenexplosion entschuldigt, bei der zwei südkoreanische Soldaten verletzt wurden. Der 11. Juli ist jedes Jahr für die Abtei Waegwan ein Fest des Wiedersehens, denn an diesem Tag kommen alle Mitbrüder, die in kleineren oder größeren Klöstern über das ganze Land zerstreut sind, nach Waegwan zum gemeinsamen Beten, Beraten und Feiern. Diesmal konnten die Brüder Placidus Cho und Benedikt Kim ihr goldenes Professjubiläum begehen. Es war ein feierlicher Augenblick, als die beiden Brüder ihre Ordensgelübde, die sie vor 50 Jahren abgelegt hatten, erneuerten. Br. Plazidus entwirft und verfertigt seit 30 Jahren Kirchenfenster aus Buntglas. Es gibt kaum eine größere Kirche in Südkorea, die nicht von ihm künstlerisch gestaltet worden wären. Br. Benedikt dagegen, der schon älter war, als er ins Kloster eintrat, ist zwar nicht mehr so gesund, aber er trägt sein Kreuz mit großer Geduld. Er gleicht immer mehr einem „lebenden Buddha“. Die Erzdiözese Seoul hat im Juli einen weiteren Weihbischof bekommen. Benedikt Son bereitete sich vom 23. – 30. Juli im Kloster Waegwan auf die Bischofsweihe vor. Beim Abschied sagte er, er habe während dieser stillen Tage viel Mut und Kraft schöpfen können für das, was auf ihn zukommen werde. Möge Gottes Gnade mit ihm sein. Br. Bonaventura Schuster schreibt: „Mein Leben geht dahin wie ein Schatten und ich weiß nicht, wie viel Zeit mir noch geschenkt ist. Ich muss also startbereit sein. Ich freue mich, dass nach einem Jahr vieler Schmerzen mein großer Zeh im Fatima-Klinikum in Taegu endlich durch eine Operation geheilt werden konnte. Nun stehe ich meinem Freund „Mr. Parkinson“ wieder zur Verfügung. Die Hl. Theresia hat einmal geschrieben: „Lieber Gott, lehre mich schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden. Sie nehmen zu, und die Lust sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr“ und „wenn du lieber Gott mit deinen Freunden so umgehst, dann brauchst du dich nicht beschweren, wenn du nur wenige hast!“
Im August hatte Br. Julian Glienke von der Abtei Münsterschwarzach die Möglichkeit, einen Monat lang in unserem kleinen Benediktinerkloster Osonore zu verbringen. Er beschreibt die Situation in Kasachstan so: „Das Land ist ein sich rasant entwickelndes postsowjetisches Lands, siebenmal so groß wie Deutschland. Der Westteil gehört noch zu Europa, während der Osten an China grenzt. Die Mehrheit der Bevölkerung sind Kasachen, überwiegend muslimischen Glaubens. Es leben dort aber auch Russen, Koreaner, Polen, Ukrainer, Deutsche, die zum großen Teil in der Zeit des Stalinismus hierher verschleppt wurden, nachdem die Kasachen selber millionenfach der sowjetischen Zwangskollektivierung zum Opfer gefallen waren. Unter diesen Bedingungen wurden dennoch die verschiedenen Glaubenstraditionen weitergegeben und tauchten nach dem Ende der Sowjetunion aus dem Untergrund wieder auf. Das Erbe des Kommunismus ist trotz vieler neugebauter Kirchen nicht zu übersehen. Denn die Mehrheit der Bevölkerung ist ohne religiöse Prägung aufgewachsen; kulturelle Wurzeln und Traditionen sind verloren gegangen. In dieser Umgebung haben nun unsere Schweizer Mitbrüder ein kleines Benediktinerkloster in Osornoe aufgebaut. Osornore ist allerdings auch ein besonderer Ort: Die Bevölkerung ist polnisch-stämmig, überwiegend katholisch, und seit dem „Fischwunder“ im Zweiten Weltkrieg wird Maria hier besonders verehrt, als Patronin Kasachstans. Ende August begann in Osornoe die Visitation von Erzbischof Tomasch Peta, der dort selber Pfarrer war und viele Gläubige seit dem noch persönlich kennt. Vor allem in den umliegenden Dörfern, die zur Pfarrei gehören, wurde deutlich, was Kasachtan mitunter heißt: „Pontifikalamt“ mit vielleicht 15 Gläubigen im kleinen Gottesdienstraum in einem ehemaligen Wohnhaus – ein sehr überschaubarer Rahmen; und selbst der ist in seinem Fortbestand unsicher, weil zum einen Teil immer mehr Menschen auf der Suche nach Arbeit die Steppendörfer verlassen und in die Großstadt ziehen und zum anderen die Weitergabe des Glaubens auch dort nicht mehr selbstverständlich ist. Angesichts der anhaltenden Abwanderung hängt der Fortbestand der Kirche heute davon ab, ob sie sich als offen für alle Nationalitäten, die im Lande leben, erweist und es versteht, in einer für moderne Menschen verständlicher Art von der Anziehungskraft des Glaubens zu sprechen. Vermutlich ist der Ort, an dem sich das entscheidet, aber doch eher die Stadt als das Dorf mit seinen festgefügten sozialen Strukturen. Auf jeden Fall ist unser kleines Benediktinerkloster in Osornore im postsowjetischen Raum, zu dem Kasachstan ja gehört, sicher eine interessante und wichtige Herausforderung. Die Botschaft Christi zu verkünden und Orte benediktinischen Lebens als geistige Mittelpunkte zu schaffen, ist eine Aufgabe, der wir uns stellen sollten.“

Gottes Segen und Gesundheit wünscht Ihnen von ganzem Herzen
Ihr Schweiklberger Missionsprokurator P. Stephan Raster OSB