1 pater stefan DSC 0158Liebe Mitbrüder, Freunde und Wohltäter!

Das Gesundheitswesen in Tanzania ist ein eigenes Kapitel für sich. Einer unserer Heimaturlauber aus Peramiho hat es zwar in höchsten Tönen gelobt, aber ohne Medikamente geht es halt auch dort nicht. Als Br. Dr. Ansgar Stüfe das letzte Mal durch die Apotheke des Peramihoer Krankenhauses ging, war er angenehm überrascht wie gut bestückt die Regale waren. Alle notwendigen Medikamente waren vorrätig und auch Spezialmittel gegen hohen Blutdruck, Malaria, Infektionen und AIDS waren reichlich vorhanden. Weniger angenehm überrascht war er dagegen über die hohen Rechnungen dieser Medikamente. Was war der Grund dafür? In Tanzania gibt es eine staatliche Apotheke, bei der auch dem Hospital von Peramiho ein Kontingent kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Da diese staatliche Stelle riesige Mengen auf dem Weltmarkt erwerben kann, sind die Preise natürlich sehr niedrig. Das dazu nötige Kapital kam von der Regierung. Doch im Frühjahr dieses Jahres war plötzlich kein Geld mehr da, so dass alle Krankenhäuser Tanzanias ihren gesamten Apothekenbedarf auf dem freien Markt kaufen mussten. Die hohe Nachfrage hat die Preise zusätzlich in die Höhe getrieben. So kam es zu diesen hohen Rechnungen.

Wo war das Geld geblieben? Dieses Jahr finden in Tanzania Wahlen statt. Da die Weltbank und andere Geberländer wegen der großen Korruption die Hilfsgelder drastisch zurückgeschraubt haben, konnte die Regierung die Wahlkosten nicht mehr finanzieren. Stattdessen griff sie in die Gesundheitskasse, um die nötigen Gelder für den Wahlkampf aufzubringen. Trotz allem braucht man eine gute Beziehung zur Regierung, da sie seit einem Jahr den größten Teil der Gehälter bezahlt. So wurde nach langem Zögern in Songea, der Distrikthauptstadt mit 120 000 Einwohnern, endlich ein Treffen mit den dortigen Gesundheitsbehörden anberaumt. Von Seiten des Hospitals Peramiho nahmen der Chefarzt, der Geschäftsleiter und Br. Ansgar, von der Regierung der Direktor des Gesundheitswesens des Disricts von Songea, die Bezirksärztin und ein Sekretär teil. Plötzlich ging während der Gespräche die Tür zum Verhandlungsraum auf. Ein großer Mann mit Cowboy-Hut begrüßte die Anwesenden mit Donnererstimme. Als erstes machte er sich über den Direktor lustig, weil dieser so weit weg von den Teilnehmern an einem großen Schreibtisch saß. Doch der fand das gar nicht lustig und seine Miene wurde immer säuerlicher. Dann wandte er sich der Versicherungssystems in den Dörfern. Die Laune der Ärztin wurde dadurch auch nicht besser. Zum Schluss wandte er sich Br. Ansgar zu, der nicht die geringste Ahnung hatte, wer dieser Mann war. Als dieser ihm auf Kisuahili antwortete, überschüttete er ihn mit Lob, was die Stimmung bei den anderen auch nicht gerade hob. Schließlich verließ er so plötzlich wie er gekommen war den Versammlungsraum. Erst dann erfuhr Br. Ansgar, dass es sich um den neuen Distriktsgouverneur gehandelt hatte. Nach dessen Abgang schnauften alle Teilnehmer einmal so richtig durch und es kam doch noch zu einem guten Gespräch.

Das sind die Rahmenbedingungen, unter denen das Hospital Peramiho arbeiten muss. Der große Vorteil jedoch ist dessen internationale Vernetzung und die Unabhängigkeit. Das Hospital von Peramiho kann die Hilfsgelder eben direkt zum Ort bringen, wo sie gebraucht werden, und vor allem die Kranken behandeln, die es am meisten nötig haben.

P. Damian Milliken ist ein großer Bauherr. Als er vor vielen Jahren beim Bau eines Schulgebäudes das dritte Stockwerk in Form eines kleinen Beobachtungsturms für den Astronomieunterricht aufsetzen wollte, beschwerte sich der Vorarbeiter und sagte, er könne diese Arbeit nicht verrichten. Zugegebenermaßen war das Gerüst schon etwas wackelig, aber nicht außergewöhnlich wackelig. P. Damian machte es ihm sogar vor, wie er auf dem Gerüst zu arbeiten hatte. „Ja“, sagte daraufhin der Vorarbeiter, „Du bist ein Priester und Gott passt bestimmt auf dich besonders auf. Aber schau mich an, ich bin zwar katholisch, aber schon über ein Jahr lang nicht mehr zur Beichte gewesen. Ich kann so ein Risiko nicht auf mich nehmen!“ Also wurde ein anderer Arbeiter beauftragt, die Putzarbeiten auszuführen, der am Samstag zuvor zur Beichte gewesen war. Sie wurden ohne Schwierigkeiten erledigt.

Vor 54 Jahren wurde Tanzania unabhängig. Es gab viel Hoffnung und Verlangen nach einem besseren Leben damals. Das Land hatte inzwischen vier friedliche Wahlen mit Präsidenten, die jeweils zwei aufeinanderfolgende Perioden von 5 Jahren im Amt waren. Die in der Verfassung vorgesehene maximale Amtszeit wurde nie in Frage gestellt. Tanzania war in seiner Geschichte immer ein Zufluchtsort für Flüchtlinge aus den Nachbarländern. Es gab den Bürgerkrieg in Mosambik und Malawi. Im Kongo brennt es noch immer, in Ruanda haben 800 000 Männer, Frauen und Kinder ihre Leben verloren. In Burundi gibt es erneut Unruhen, weil der bisherige Präsident beabsichtigt, seine Amtszeit um weitere fünf Jahre zu verlängern, entgegen der Verfassung des Landes.

Wenn die Schülerinnen nach Mazinde Juu kommen, erinnert sie P. Damian immer wieder daran, dass das Motto der Schule sei, glücklich zu werden und glücklich zu sein. Das ist ein wenig leicht dahingesagt, aber es soll wie eine Kriegstrompete sein, wenn man in so vielen Ländern alles daransetzt, Glück und Sicherheit aufs Spiel zu setzen.

Jeden Abend geht P. Damian durch alle Klassenzimmer und schaut, ob die Mädchen schon ihre Hausaufgaben gemacht hätten. Haben die Mädchen eine Ahnung, dass der Pater kommt, sind sie besonders leise und tun so, als ob sie fleißig lernen würden. Geht es dagegen im Klassenzimmer laut zu, erinnert er sie mit ernster Stimme daran, dass die erste Regel in der Schule heißt: Der Pater hat immer recht, und Regel Nummer zwei: Wenn der Pater Unrecht hat, gehe zur Regel Nummer eins! Doch wie bei allen Kindern auf der Welt gibt es auch hier immer wieder Überraschungen. Als P. Damian vor einiger Zeit das Klassenzimmer der Erstklässerinnen besuchte, setzte er sich zufällig auf einen Korb neben dem Tisch des Lehrers und beobachtete die Kinder, ob sie auch fleißig lernten. Plötzlich kam ein Mädchen zu ihm und sagte: „Ich brauche meine Bücher!“ Er antwortete: „Die Studierzeit hat doch schon vor 10 Minuten begonnen, wo hast du denn deine Bücher?“ Sie sagte beinahe dem Weinen nahe: „Ich kann sie nicht herausholen, weil du auf dem Korb sitzt!“ Am gleichen Abend besuchte P. Damian auch das Klassenzimmer der dritten Klasse. Ruhig ging er von Tisch zu Tisch. Da bemerkte er, dass ein Mädchen einen kleinen Teddybär auf ihr Pult hingestellt hatte. Leise sagte er zu ihr: „Schau dir diesen kleinen Bären an, er hat keine Krallen und keine Zähne, warum gefällt er dir denn so stark?“ Da schaute das Mädchen zu ihm auf und sagte selig: „Weil er doch so süß lächelt!“ Da hatte selbst der Schulleiter ausnahmsweise einmal keinen Kommentar mehr.

Am 07. Juni 2015 wurde im Kloster Waegwan am Eingang zur Krypta eine in Stein gemeißelte Statue der Muttergottes eingeweiht. Es ist ein Geschenk der Oblaten. Dadurch bekam die ganze Klosteranlage einen mütterlichen Akzent. Zum ersten Mal nach seiner Abtswahl besuchte Abt Blasius seine Heimat, die Insel Ullunggdo. Sie ist 270 km vom Festland entfernt und hat rund 10 000 Einwohner, von denen etwa 1000 katholisch sind. Es war ein frohes Wiedersehen. Br. Bonaventura hat jahrelang Schmerzen am großen Zeh gehabt. Er hat die verschiedensten Ärzte in Korea und in der Heimat besucht. Die meisten meinten, er bilde sich das nur ein. Schließlich konnte er es nicht mehr aushalten. Erst jetzt begleitete ihn der Krankenbruder ins Fatimakrankenhaus nach Taegu, wo der Zeh untersucht und wenige Tage später operiert wurde. Die Operation scheint gut gelungen zu sein. Er hat keine Schmerzen mehr. Noch ist der Fuß geschwollen, weil ein Nagel zur Verstärkung eingesetzt wurde. Deshalb wohnt er jetzt in der Krankenabteilung, während er tagsüber im Büro arbeitet.

Frohe Sommerwochen und Gottes Segen wünscht Ihnen von ganzem Herzen

Ihr P. Stephan Raster OSB, Missionsprokurator (Bild oben)

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