Liebe Mitbrüder, Freunde und Wohltäter!

P. Damian Milliken erzählte einmal in seiner lustigen Art: Als er 1960 als junger Missionar nach Afrika kam, sagte zu ihm ein ergrauter Missionar mit jahrzehntelanger Erfahrung, dass die altbewährte Art, die Dinge anzugehen, vollkommen von Neuerungen und Modernisierungen über den Haufen geworfen worden sei. Ganz oben auf seiner Liste stand die verwerfliche Tendenz der jungen Patres und Brüder, lieber abends den Radiosender BBC zu hören als sich auf das Lernen des Kisuaheli zu konzentrieren. Darüber hinaus würde die Welt sowieso bald untergehen, weil manche Missionare eher mit dem Jeep oder dem Motorrad die Außenstationen besuchen würden statt mit dem Fahrrad oder zu Fuß.


Eine Missionsstation konnte damals um die 40 – 50 Außenposten haben. Solch eine Außenstation im Busch war zum Beispiel eine Schule, in der den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht wurde, zusammen mit einer kleinen Kapelle aus Lehm und Flechtwerk. Sie konnte leicht 60 – 100 km von der Hauptpfarrei entfernt liegen. Dorthin gelangte man in der Regenzeit über eine Schlammpiste und in der Trockenzeit über einen Staubweg. Der typische Missionar verließ damals die Station an einem Sonntag mit seinem Proviant auf dem Gepäckträger des Fahrrads und kam erst nach einem Monat zurück, in der Zwischenzeit gab er auf den Außenposten Katechismusunterricht, besuchte und heilte die Kranken oder spendete den Christen die Sakramente. Als P. Damian den Motorradführerschein machte, erweckte das im Kloster einen furchtbaren Aufruhr und brachte ihm eine Rüge des Ottilianer Erzabtes ein. Inzwischen freilich sind die ausländischen Missionare fast alle „ausgestorben“. Junge aus Deutschland, der Schweiz oder den USA kommen nicht mehr nach. Heute gibt es in Tanzania über 28 Diözesen mit einheimischen Bischöfen, Priestern und Ordensschwestern. In den 60-er Jahren hatten die 10 Bistümer nur ausländische Bischöfe.  


Vor einigen Jahren schrieb Hillary Clinton, die Frau des früheren amerikanischen Präsidenten, ein Buch mit dem Titel: „Nur in einem Dorf kann ein Kind richtig erzogen werden“. Dem stimmt P. Damian auf keinen Fall zu. Seiner Meinung nach sind die afrikanischen Dörfer nur „Brutstätten von Ignoranz und Armut“. Er lebt seit über 52 Jahren in Tanzania und hat alle die kleinen und größeren Veränderungen im Lande gesehen, aber auch die weit verbreitete Korruption auf allen Ebenen des afrikanischen Lebens. Armut ist weit verbreitet. Malaria, Lungenentzündung und Typhusepidemien tauchen immer wieder auf. Unwissenheit ist allgegenwärtig. Als P. Damian in einem der Dörfer eine Mädchenschule gründen wollte, konnten die Lehrer nur darüber lachen und die Dorfältesten beschwerten sich, wer denn in Zukunft nun das Wasser holen und die Ziegen hüten solle, wenn man den Mädchen erlaubte, zur Schule zu gehen. Mittlerweile ist aus der Dorfschule in Mazinde Juu eine Vorzeigeschule geworden. Aus den dörflichen Wasser- und Feuerholzholerinnen sind selbstbewusste junge Frauen geworden, die alle eine Universität besuchen. Von den 4000 höheren Schulen Tanzanias rangiert die High School in Mazinde Juu rangiert auf Platz drei. Die zweitbeste Abiturientin im ganzen Land stammte letztes Jahr aus dieser Schule in den Usambara Bergen. Sie hatte als Kind nie eine Glühbirne gesehen.  


P. Edgar freut sich über das Wachstum der klösterlichen Gemeinschaft in Digos/ Philippinen. Nach Ostern legten die Brüder Moses, Walbert und Aldrich ihre Ewige Profess ab. Br. Moses hat vier Jahre lange Krankenpflege studiert und mit einem Staatsexamen abgeschlossen. Zur Zeit pflegt er den 91 Jahre alten P. Felix, der durchaus noch mobil ist, aber doch besondere Pflege braucht, besonders am Morgen und am Abend. Einmal in der Woche feiert er sogar noch den Gottesdienst mit den Schwestern in der Nähe des Klosters. Br. Walbert hat vor seinem Klostereintritt in der Landwirtschaft gearbeitet und einen Automechanikerkurs gemacht. Später erlernte er in Münsterschwarzach das Metzgerhandwerk. Leider kann er diesen Beruf bis jetzt in Digos noch nicht ausüben, weil erst eine Metzgerei eingerichtet werden muss. Zur Zeit ist er gerade dabei, den Kuhstall auf das neu erworbene Land in 10 km Entfernung vom Kloster zu verlagern. Der Dritte im Bunde ist Br. Aldrich, vom Beruf Computerspezialist, ein Mann, der heute in keinem Kloster mehr fehlen darf. Er hält alle Computer tipptopp in Schuß. Darüber hinaus betreut er die 60 Ministranten und gibt viele Einkehrtage für Jugendliche. Im Juni wurden die beiden Diakone Br. Raphael und Br. Nathanael zu Priestern geweiht. Ein großer Festtag für die klösterliche Gemeinschaft.
Stichwort: Schamanismus. Ja, das gibt es immer noch. Nicht nur in Afrika, sondern auch in Ostasien, hier vor allem in Korea. Die Geisterbeschwörer, „Mudang“ genannt, sind meist Frauen. Auch hochgebildete Leute, von denen man es nicht vermuten würde, frequentieren sie vor der Hochzeit, bei Krankheit und Todesfällen, vor wichtigen Familienereignissen oder vor Prüfungen. Sie werden oft in die Familien eingeladen, um die bösen Geister auszutreiben. Zur Geisterbeschwörung wird ein Altar aufgebaut. Darauf befinden sich Reiskuchen, Reiswein, Obst, Weihrauchstäbchen, künstliche Blumen, getrockneter Fisch, Wasser und ein Schweinekopf. Fall 1: Schülerin (Mittelschule, katholisch). Ein Lehrer hat sich an das Mädchen herangemacht. Übertriebenes Urteil der Katechistin: „Du kommst in die Hölle“. Das Mädchen aß eine ganze Woche nichts. Die Mutter ging zu einer Mudang. Die machte ein paar Tage lang für viel Geld ihren Hokuspokus. Als dies nichts half, ging die Mutter zum Pfarrer. Der brachte das Mädchen ins Krankenhaus, dort medizinische und psychologische Behandlung, nach drei Wochen gesund entlassen. Sie besuchte weiter die Schule und ist heute Lehrerin. Fall 2: Eine junge Frau, nicht katholisch, wurde wegen Depressionen ins Krankenhaus eingeliefert. Obwohl gute Fortschritte zu sehen waren, dauerte es den Eltern zu lange, schon der Kosten wegen. Sie brachten ihre Tochter in die Berge, um durch einen Mudang die bösen Geister aus ihr austreiben zu lassen. Erfolg: Nach 14 Tagen beging die Frau Selbstmord. – Solche oder ähnliche Fälle gibt es immer wieder.


Im Hospital Peramiho hat Sr. Elisabeth Kerp den verdienten Ruhestand angetreten. Sie ist  ein gelungenes Beispiel missionarischer Arbeit aus benediktinischem Geist. Mit unglaublicher Standhaftigkeit und Treue ist sie fast drei Jahrzehnte lang täglich in ihr Büro gegangen und hat kreativ die Verwaltung völlig neu organisiert. Heute hat das Hospital Peramiho ein Budget, zwei ausgebildete Buchhalterinnen, einen ausgebildeten Krankenhausverwalter und ein Team, das die tägliche Abrechnung mit den Patienten und den Krankenkassen abwickelt. Alle Daten sind digitalisiert und abrufbar. Jeder Cent kann auf seine Verwendung überprüft werden. Das ist eine gewaltige Leistung. Als Sr. Elisabeth nach Peramiho kam, gab es das alles nicht. Sie schuf damit die Voraussetzung, dass das Hospital die Verwendung von Spendengeldern nachweisen kann und auch der Staat eine geordnete Verwaltung vorfindet. Personen wie Mutter Theresa vertraten ihre Vorstellungen im Licht der Öffentlichkeit, Menschen wie Sr. Elisabeth verwirklichten sie im Alltag.
Am Sonntag, dem 24. Juni, fand die Jahreshauptversammlung des Mariahilf-Missionsvereins statt. Rund 60 Mitglieder hatten sich eingefunden. Es gab keine Veränderungen. Die Beisitzer wurden wiedergewählt.


Unser Heimaturlauber Br. Ignaz fliegt im Juli wieder nach Peramiho zurück. Viel Arbeit in der Schreinerei und Zimmerei wartet schon wieder auf ihn. Am 29. Juni kehrte P. Richard Multerer für immer nach Schweiklberg zurück. P. Leo Eireiner wird am 25. Juli für drei Wochen zu einem medizinischen Check-up nach Deutschland kommen.


Frohe und erholsame Sommerwochen wünscht Ihnen von ganzem Herzen


Ihr Schweiklberger Missionsprokurator P. Stephan Raster OSB

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